Phytoforschung: Salbei-Extrakt auch zum Abstillen geeignet?
Salbeiblätter haben sich vor allem bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich gut bewährt. Traditionell werden Salbei-Zubereitungen auch gegen vermehrtes Schwitzen verwendet. Den Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung zufolge, eignet sich Salbei aber offenbar auch zum primären Abstillen bei Wöchnerinnen.
Wenn junge Mütter in den ersten sechs Wochen nach der Entbindung abstillen müssen, bekommen sie derzeit meist Cabergolin verordnet. Das ist ein vom Mutterkorn abgeleitetes Alkaloid, das bei längerer Einnahme schwere unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen kann. Auch bei kurzer Anwendung, wie sie beim Abstillen üblich ist, treten aber bei etwa jeder zehnten Patientin unerwünschte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder sogar Nervenstörungen auf. Deshalb suchen Geburtsmediziner laufend nach Alternativen, die das Einschießen der Milch effektiv zu hemmen vermögen. Eine solche Möglichkeit könnte eine Zubereitung aus Salbeiblättern sein.
Ein Team von den Hochtaunus-Kliniken, Bad Homburg, hat eine prospektive, kontrollierte Studie mit 32 Wöchnerinnen durchgeführt – 18 Patientinnen bekamen Cabergolin, 14 das pflanzliche Arzneimittel – in der die Wirksamkeit des pflanzlichen Präparates im Vergleich zu Cabergolin geprüft wurde (Gynecol Obstet (2012) 286 (Suppl 1): S 49 – S 279).
Die Auswertung der Ergebnisse ergab, dass nach der Einnahme von Cabergolin bei allen Frauen der Milcheinschuss ausgeblieben ist, acht von ihnen aber über Nebenwirkungen wie Schwindel und Kopfschmerzen klagten. Trotz der pflanzlichen Arznei kam es in der Salbei-Gruppe bei 12 Patientinnen zum Milcheinschuss. Vier von ihnen hatten unter damit verbundenen Beschwerden zu leiden.
Interessanterweise zeigte sich drei Wochen später ein etwas anderes Bild. Sechs Frauen aus der Cabergolin-Gruppe bekamen zu Hause nachträglich doch noch einen Milcheinschuss, vier mit damit verbundenen Beschwerden. Auch in der Salbei-Gruppe zeigte sich bei acht Frauen noch gelegentlich ein Milchfluss, aber nur eine von ihnen hat deshalb über Beschwerden geklagt. Entsprechend eindeutig fiel die Beurteilung durch die Patientinnen zugunsten der Salbei-Gruppe aus. Mit der pflanzlichen Arznei war nur eine Patientin eingeschränkt oder nicht zufrieden, in der Cabergolin-Gruppe waren es acht Patientinnen. Der Unterschied war statistisch signifikant.
Weitere Informationen zu Phytotherapie finden Sie unter www.phytotherapie-komitee.de
KFN 11/2012 - 22.11.12
Weiterführende Literatur!
Übersichtliches Nachschlagewerk der wichtigsten Frauenheilpflanzen und deren Anwendungsmöglichkeiten, mit vielen Fotos, Selbsttherapie aus der Natur für gesundheitsbewusste Frauen. Heide Fischer beschreibt die wichtigsten Heilpflanzen der Frauen: ihre Botanik, ihre mythologische Bedeutung, die Verwendung in der Volksmedizin und modernen Pflanzenheilkunde und vor allem ihre spezielle Heilkraft bei Frauenbeschwerden. So enthält z. B. Hopfen Östrogen, Beifuß stärkt die Beckenkraft, Gänseblümchen richten Verzagte auf. Die Anwendung der Pflanzen als Tee, Tinktur, Salbe, Auflage, Räucherung, Dampfbad oder Wickel wird genau erklärt. Ein Glossar ermöglicht das schnelle Finden von Beschwerden und Heilpflanzen. Selbsttherapie mit heilenden Pflanzen für gesundheitsbewusste Frauen. • Die 35 wichtigsten Frauenpflanzen. • Hilfe bei Menstruationsbeschwerden, Schwangerschaftsübelkeit, schwachem Bindegewebe und vielen anderen Frauenleiden. • Anwendung als Tee, Salbe, Räucherung, Dampfbad oder Wickel. Erklärung der Botanik, der mythologischen Bedeutung und der speziellen Heilkraft der einzelnen Pflanzen.
Frauenheilpflanzen
Wirkungen, Hausmittel und praktische Selbsthilfetipps
von Heide Fischer
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Nymphenburger
Weitere Themen!
Spermien auf die Sprünge helfen
Das Thema Kinderwunsch wird oft als «Frauensache» gesehen. Dabei sehnen sich auch die meisten Männer irgendwann nach Nachwuchs. Wenn das Wunschkind dann auf sich warten lässt, machen auch sie sich Gedanken, woran es liegen könnte. Und zwar zu Recht - denn die Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit sind medizinisch betrachtet bei beiden Geschlechtern etwa gleich verteilt. Männer können aber ebenso wie Frauen einiges dazu tun, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern.
Zyklusstörungen: Keuschlamm-Extrakt effektiv und gut verträglich
Seit in einer großen Studie (WHI) die Risiken der Hormontherapie dokumentiert wurden, bevorzugen viele Frauen bei der Behandlung ihrer gynäkologischen Beschwerden pflanzliche Arzneimittel. Für Extrakte aus Keuschlamm (Vitex agnus castus) gibt es eine Reihe Untersuchungen, die ihre Wirksamkeit beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) belegen. Kürzlich hat eine Praxisstudie in 43 Schweizer Arztpraxen gezeigt, dass sich das Phytopharmakon im Alltag auch bei der Behandlung von Zyklusstörungen bewährt.
Salbei - ein beliebter Alleskönner
Salbei hat sich vor allem bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich gut bewährt. Aber auch gegen vermehrtes Schwitzen wird sein Extrakt gerne eingesetzt.