Dr. med. Constantin Hering - Begründer der Homöopathie in Amerika
Der deutsche Arzt Constantin Hering ließ sich 1833 in Philadelphia in den USA nieder. Er trug als einer der direkten Schüler Hahnemanns wesentlich zur Verbreitung dieser Heilmethode in Amerika bei.
Als Sohn des stellvertretenden Schuldirektors, Karl Gottlieb Hering, erblickte Constantin am 1. Januar 1800 in Oschatz/Sachsen das Licht der Welt. Seine Mutter, Christiane Friederike brachte noch weitere zwölf Kinder zur Welt. Im Jahre 1811 zog die Familie nach Zittau; sein Vater wurde an der örtlichen Schule zum Rektor ernannt. Bis 1817 besuchte dort Constantin Hering das Gymnasium. Er interessierte sich hauptsächlich für die Naturwissenschaften. Durch seine Liebe und Leidenschaft zur Natur, sammelte er in dieser Zeit Pflanzen, Insekten und Mineralien. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er sein Medizinstudium an der Akademie für Chirurgie in Dresden. Er kehrte jedoch ein Jahr später nach Zittau zurück und beschäftigte sich mit Mathematik und dem Griechischstudium. Im Jahre 1820 setzt er sein Medizinstudium im Leipzig fort. Constantin Hering wird während seines Studiums Assistent von Dr. Jakob Heinrich Robbi. Die Schwerpunkte von Dr. Robbi war die Anatomie des Menschen sowie die Chirurgie. Der Privatdozent Dr. Robbi (1789 - 1820) beauftragte Constantin Hering eine Abhandlung über den «Irrweg» der Homöopathie, für den Leipziger Verleger Baumgärtner, zu schreiben. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, gab zu dieser Zeit an der Universität in Leipzig Vorlesungen. Da sich Constantin Hering zu diesem Zeitpunkt sich noch nicht für die Homöopathie interessierte, ist ihm Samuel Hahnemann nie über den Weg gelaufen.
Erst viele Jahre später lernten sich die beiden über Briefkontakte kennen. Hering nahm den Auftrag an, er befaßte sich mit der Homöopathie eingehend und bekam immer mehr Zweifel. Hering zog sich damals an seiner Hand eine Sektionsververletzung zu. Die Wunde entzündetet sich immer mehr, sodass er kurz vor der Amputation seiner Hand stand. Ein Freund der ein Anhänger der Homöopathie war, gab ihm ein Mittel und die Wunde heilte ab. Dieses Erlebnis räumten bei ihm alle Zweifel aus. Aus der Abhandlung wurde nichts. Er war so begeistert von dieser Methode, dass er sogar Dr. Robbi und den Verleger Baumgärtner zu Anhängern der Homöopathie überzeugen konnte. Viele Professoren wandten sich von ihm ab und er verlor durch die Verbreiterung der Homöopathie an die Bevölkerung, sogar sein Stipendium. Im Jahre 1825 ermöglichte ihm einer seiner Brüder die Finanzierung für sein weiteres Medizinstudium. Hering geht an die Universtität Würzburg und promoviert dort im Jahre 1826. In seiner Doktorarbeit mit dem Titel «de Medicina futura» (Über die Medizin der Zukunft), stellt er einige Theorien gegen die Medizin auf und befürwortet die Homöopathie.
Die Expedition nach Surinam
Nach Erhalt des Doktortitels arbeitet Hering als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften am Plochmann-Institut in Dresden. Durch die guten Verbindungen zum Plochmann-Institut segelt Hering mit seinem Freund Christoph Weigel nach Südamerika. Die beiden waren beauftragt, an dieser staatlich finanzierten Expedtion, in Surinam und Cayenne zoolo- gische Untersuchen durchzuführen. Neben seinen Forschungsarbeiten arbeitete er dort auch als homöopathischer Arzt. Ein Jahr später verließ Hering die Expeditonsgruppe und ging nach Paramaribo. Dort behandelte er die Leprakranken. Durch seine erfolgreiche homöopathische Behandlung mit Leprakranken und anderen Tropenkrankheiten gelang es ihm sehr schnell eine gutgehende Praxis zu führen. Dadurch war es ihm weiterhin möglich auf dem Gebiet der Homöopathie zu forschen.
Lachesis - im Mittelpunkt der Forschung
Die bekanntesten Forschungen und Arzneimittelprüfungen die Hering durchgeführt hat, war das Gift von der Buschmeisterschlange «Lachesis muta». Er schrieb in einem Aufsatz folgendes über das Gift von Lachesis muta: «Unter allen thierischen Giften steht nun aber wie billig, das Schlangengift oben an, dessen als Mittel zu bedienen man nie wagen konnte; man wird wünschen, die Menge des Giftes verkleinern zu können, dass die Wirkung minder stürmisch werde und leichter wahrgenommen und beurtheilt werden könne. Das war schon früher, ehe ich noch in den Süden gelangen konnte, immer mein Wunsch, dieses berühmte Gift einst dynamisch untersuchen zu können». Durch die zahlreichen Arzneitmittelprüfungen mit dem Schlangengift entwickelte er angeblich asthmatische Beschwerden, die er für immer behielt.
Hering bleibt für immer in Amerika
Im Jahre 1833 kehrt Hering für eine kurze Zeit nach Sachsen zurück. Im gleichen Jahr geht er jedoch nach Philadelphia und bleibt dort bis zu seinem Lebensende. Er gründet am 10.04.1835 mit seinem Kollegen Wesselhoeft zusammen die «North American Academy for Homöopathic Healing» in Allentown als die erste institutionalisierte homöopathische Ausbildungsstätte der Welt. Dieser Gründungstag war der 80. Geburtstag von Samuel Hahnemann, der zum Ehrenmitglied erhoben wurde. Wegen finanzieller Schwierigkeiten schied Hering nach 2 Jahren aus und ging zurück nach Philadelphia. 1842 mußte die Lehranstalt schließen, da die Allentown-Bank, dessen Geld von ihr verwaltet wurde, bankrott ging. 1844 wird unter Mitwirkung von Hering das «American Instite of Homoeopathy» gegründet. 1848 gründet er mit Hilfe zweier amerikanischen Ärzte das «Homöopathic Medical College of Pennsylvania».
Hering trug als einer der direkten Schüler Hahnemanns wesentlich zur Verbreitung dieser Heilmethode in Amerika bei. Er starb am 23.07.1880 an einem akuten Herzversagen.
Seine wichtigsten Veröffentlichungen:
• The Guiding Symptoms of Our Materia Medica, 1879 - 1891
• Condensed Materia Medica, New York, 1877
• Analytical Therapeutics, New York, 1875
• Materia Medica with a Pathological Index, New York, 1873
• The Homeopathist or Domestic Physician, Allentown, 1835
• North American Journal of Homoeopathy
Weiterführende Literatur zum Thema Homöopathie!
Die wichtigsten Symptome aus den 10-bändigen Guiding Symptoms zusammengefasst in einem Werk. Constantin Hering trug zur Entwicklung der homöopathischen Arzneimittellehre entscheidend bei. Seine Hauptaufgabe, die er sich gestellt hatte, nämlich eine möglichst vollständige Symptomsammlung aller bekannten Arzneimittel, konnte er nicht zu Ende bringen. Sein 10-bändiges Standardwerk, die «Guiding Symptoms», wurde von ihm selbst nur bis zum 3. Band fertig gestellt, die vollständige Ausgabe besorgte nach seinem Tod u.a. sein bewährter Schüler E.A. Farrington. Doch die zu jeder Vertiefung von Wissen nötige Sichtung und Wertung des gesamten Materials betrieb er sein Leben lang mit Hingabe, indem er die bekannten Symptomlisten nach klinischer Erfahrung wertete.
Sein ständiges Abwägen brachte eine sinnvolle klinisch begründete Konzentration auf die sich häufig oder seltener verifizierten Symptome zustande, die sich in seiner berühmten Kurzgefassten Arzneimittellehre (Condensed Materia Medica) niederschlug. Bei seiner Sichtung spürt man das dauernde Bemühen, jegliche Willkür oder autoritäres Gehabe auszuschalten: im besten Sinne echtes wissenschaftliches Vorgehen. Darin liegt wohl auch das Geheimnis seines Erfolgs. Die relative hohe Zahl der damals schon geprüften Mittel mit ihren hunderttausenden von Symptomen durch klinische Anwendung zu sichten war nur möglich, weil es auch genügend homöopathische Ärzte und Kliniken gab, die eine solche Fülle von Erfahrungen zusammentragen und kommunizieren konnten.
In dieser Pionierleistung arbeiteten sehr viele qualifizierte Könner zusammen, und Hering war der Kopf dieser Bewegung. In seinem Bemühen, zuverlässige Erfahrungen immer mehr zu kondensieren und damit die Mittelkenntnisse immer weiter auf den Punkt zu bringen, schuf er also seine zweibändige «Condensed Materia Medica». Dieses Buch wurde später von Gisevius ins Deutsche übersetzt und liegt in dieser Übersetzung auch unserer neuen Ausgabe zugrunde. Wir haben nur die Ausdrucksweise behutsam modernisiert und dem Buch ein modernes Layout gegeben.
Kurzgefasste Arzneimittellehre
Constantin Hering
Gebundene Ausgabe: 944 Seiten
Verlag: Narayana