Silybum marianum L. / Carduus marianus...
...Mariendistel für die Leber
Die Mariendistel (Silybum marianum L.), in der Homöopathie auch Carduus marianus genannt, ist als wirksames Lebermittel aus der Alternativmedizin nicht mehr wegzudenken. Seitdem die Wirkstoffe der Pflanze genauer untersucht wurden, steht sie in der Phytotherapie wie auch in der Homöopathie in niedrigen Potenzen als Leberschutzmittel im Mittelpunkt des Interesses.
Die Milch der Jungfrau Maria
Die Mariendistel zählt zu den bedeutendsten Phytotherapeutika bei schweren Lebererkrankungen wie Hepatitiden (Leberentzündungen) und Leberzirrhose. Aber auch in der Homöopathie kommt sie bei akuten und chronischen Leberentzündungen sowie bei Fettleber und Leberzirrhose zur Anwendung. Die Mariendistel verdankt ihren Namen einer alten Legende: Die Mutter Gottes suchte während der Flucht vor König Herodes auf dem Weg nach Ägypten einen geeigneten Platz, um ihren kleinen Sohn Jesus zu stillen. Sie fand diesen unter einer großen Distel. Während des Stillens fielen einige Tropfen Milch auf die Blätter und hinterließen weisse Flecken. Seitdem besitzen die grünen Blätter der Mariendistel eine weisse Marmorierung. Im Volksmund wird die Pflanze daher auch als Milch- oder Liebfrauendistel sowie im Englischen als «Lady's Milk» bezeichnet. Weitere gebräuchliche Begriffe sind Christi Krone, Venus- oder Heilandsdistel, wilde Artischocke, Marienkörner, Gottesgnaden-, Franziskaner- und Hitzkraut. Der Gattungsname «Silybum» kommt ursprünglich aus dem Griechischen «silybon» und bedeutet «Quaste». An eine solche erinnern die kugeligen purpurfarbenen Blütenköpfe, aus denen sich nach der Blütezeit zwischen Juni und September die großen dunkelbraunen Samen mit ihren weissen Flughaaren (Pappus) entwickeln. Die weissflockigen Gebilde werden wie Löwenzahnsamen vom Wind übers Land getragen.
Vorkommen und Botanik
Die stattliche Mariendistel gehört zur Familie der Korbblütlergewächse (Familie Compositae, Unterfamilie Carduoideae) - sie erreicht eine Höhe zwischen 70 und 150 Zentimetern. Die zweijährige Pflanze ist in Südeuropa, Kleinasien, Nordamerika und Nordafrika beheimatet. Hierzulande findet man sie in Gärten als Zierpflanze oder vereinzelt in wilder Form auf trockenen Böden. Die wunderschöne Distel ist relativ leicht an ihren großen, grün-weiß gefärbten, dornig gezahnten Blättern zu erkennen. Im ersten Jahr bilden sie grundständige Blattrosetten. Im darauffolgenden Jahr wachsen die Stängel in die Höhe und bilden endständig verzweigte Blütenkörbchen aus. Aus den befruchteten Blütenständen entwickeln sich später die Früchte (Mariendistelfrüchte) - sie sind mit seidigen Haarkronen behaftet und werden im weiteren Verlauf abgeworfen. Seit dem Mittelalter werden Mariendisteln kultiviert. Heute baut man die Pflanzen zum medizinischen Gebrauch in Kulturen im österreichischen Waldviertel sowie in Ungarn, Argentinien, China und Deutschland an. In unseren Breiten gedeihen auf Wiesen und in Gärten verwandte Distelarten wie die Artischocke (Cynara scolymus), die Benediktendistel (Carduus benedictus) oder die Silberdistel (Carlina acaulis).
In den Früchten liegt die Heilkraft
Damals wie heute werden die reifen schwarzbraunen Früchte (Cardui mariae fructus) zu medizinischen Zwecken genutzt. Sie werden zwischen September und Oktober geerntet, wenn sich bei den ersten Köpfen die weissen Flughaare entwickeln. Die Hauptwirkstoffe Silydianin, Silybin und Silychristin sind vor allem in der Eiweißschicht der Samenschalen vorhanden. Bei der Herstellung eines standardisierten Arzneimittels (z. B. SE Mariendistel) werden in mehreren Verfahrensschritten die wertvollen Inhaltsstoffe schonend aus den Früchten herausgelöst. Wer im eigenen Garten die Früchte selbst ernten will, breitet diese zum Trocknen auf einem Tuch flach aus und bewahrt sie anschließend an einem lichtgeschützten, trockenen Ort auf. Für die Zubereitung eines Mariendisteltees bei leichten Leber-Gallen-Beschwerden werden die Früchte dann in einem Mörser zerkleinert. Zur Herstellung einer Tinktur gegen Migräne oder Verdauungsbeschwerden zerkleinert man in der Pflanzenheilkunde die frischen Samen. In der Homöopathie hingegen wird eine Urtinktur aus den Samen zubereitet, die dann meist in niedrigen Potenzen (auch «Organmittel» genannt) als eines der wichtigsten Lebermittel zur Anwendung kommt. (Bildquelle: Franz Haindl / pixelio.de)"
Mariendistel in der Pflanzenheilkunde
Der Arzt Pedanius Dioskurides praktizierte um 60 nach Christus in Rom und verordnete die Mariendistel bei Vergiftungen und Schlangenbissen. Zudem setzte er die Wurzel zusammen mit Honigmet als Brechmittel ein und wies auf die galletreibenden Eigenschaften der Pflanze hin. Im Mittelalter wurde die sogenannte «silybon» (Quaste) wahrscheinlich von heilkundlichen Mönchen über die Alpen gebracht. Schon bald darauf avancierte sie in der Klosterheilkunde zu einem unentbehrlichen Naturheilmittel. Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) und der Arzt und Botaniker Adam Lonitzer (1527 bis 1586) bezeichneten die Mariendistel als «Vehedistel» und empfahlen das stachelige Dornengewächs bei Seitenstechen, wobei mit diesem Begriff meist eine Lungen- oder Rippenfellentzündung gemeint war. Ferner schreibt Adam Lonitzer in seinen Kräuterbüchern: «Die Vehedistel ist gut für alles Gift im Leib, gegen Pestilenz und anderes.» Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert entdeckte der Arzt Johann Gottfried Rademacher (1772 bis 1850) die Mariendistel als Heilpflanze bei Lebererkrankungen. Nach eingehender Untersuchung empfahl er sie erstmals als probates Leberschutzmittel in Form einer Tinktur.
Hauptwirkstoff «Silymarin»
Anfang der 1960er Jahre wurden die Inhaltsstoffe der Mariendistel erneut untersucht. Man fand heraus, dass in dem Wirkstoffkomplex Silymarin drei wesentliche Flavanonderivate (Silybinin, Silydianin, Silychristin) enthalten sind. Diese schützen die Leber vor Giften, indem sie die Reparaturmechanismen in den Leberzellen ankurbeln und die Bildung von neuen Leberzellen aktivieren. Darüber hinaus sind noch weitere Flavonoide wie Quercetin, Kämpferol, Taxifolin sowie fettes Öl mit einem Anteil an Linolsäure und Linolensäure enthalten. Diese Stoffe stellen sich schützend vor die Zellen und entschärfen die freien Radikalen. Alle Verbindungen der Wirkstoffe in den Mariendistelfrüchten besitzen eine Leberschutzwirkung, die auf mehreren Mechanismen beruht. Zum einen stabilisieren sie die Membranen der Leberzellen und währen dadurch schädliche Stoffe wie Alkohol, Medikamente sowie Nahrungs- und Umweltgifte ab. Auch das Eindringen von Giften wird erschwert und vorgeschädigte Leberzellen können unter Umständen bei gesunder Lebensweise wieder ausheilen. Zudem regen die Inhaltsstoffe die Neubildung von Leberzellen an. Wegen dieser Effekte wird Mariendistel unterstützend bei toxischen Leberschäden, entzündlichen Virus-Hepatitiden sowie bei Leberzirrhose eingesetzt. Auch bei einer Knollenblätterpilzvergiftung ist die Mariendistel das Mittel der Wahl, wenn es innerhalb von 24 Stunden in Form einer Infusion verarbreicht wird. Das intravenös gegebene Silybinin verdrängt dabei die im Pilz enthaltenen Gifte. Vor allem das «Amatoxin» ist stark leberschädigend und wirkt meist tödlich. Eine derartige Vergiftung muss daher schnellstmöglich im Krankenhause behandelt werden. Darüber hinaus lindert die Mariendistel Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen. Generell unterstützt die Mariendistel die natürliche Funktionsleistung sowie eine eingeschränkte Entgiftungsleistung der Leber. Das gestörte Organ weckt nach der Organuhr der Traditionellen Chinesischen Medizin die Betroffenen in der Nacht zwischen ein und drei Uhr auf. Betroffene mit Leberproblemen, die unter Umständen auch durch einen Migräneanfall im Schlaf gestört werden, wachen während dieser Zeit häufig auf. Wer unter solchen Beschwerden leidet, könnte von der leberwirksamen Pflanze profitieren.
Mariendistel in der Homöopathie
Die Ausgangssubstanz wird aus den frischen Samen oder Früchten hergestellt. Meist wird Carduus marianus als Urtinktur bis zu einer D4 Potenz verwendet. Geprüft wurde das Mittel von den Homöopathen Reil, Lembke und Buchmann. Auch Assmann unterzog Carduus marianus einer eingehenden Arzneimittelprüfung und kam zu dem Schluss, dass auch mittlere Verdünnungen wie beispielswiese die D 30 Potenz wirksam seien. Ferner schreibt James Tyler Kent (1849 bis 1916): «Carduus marianus gehört zu den wichtgsten Lebermitteln, die wir haben, wenn ein Homöopath überhaupt den Begriff Organmittel benutzen darf» und weiss weiter zu berichten: «Im Arzneimittelbild finden wir von Carduus marianus viele Schmerzen mit drückendem und ziehendem Charakter, die sich bei Bewegung verschlimmern.»
Das homöopathische Mittel entfaltet vor allem seine positiven Eigenschaften auf Leber, Gallenblase, Pfortadersystem und gestaute Venen. Liegen Beschwerden der Leber vor, ist das Organ meist vergrößert. Dabei besteht im Bauch ein Völlegefühl mit stechenden und ziehenden Schmerzen in der rechten und oder linken Lebergegend. Das Mittel findet oft seinen Einsatz bei chronischen Leberentzündungen, Fettleber sowie bei Leberzirrhose. Häufig geht der Leberzirrhose ein Alkoholmissbrauch - vor allem mit Bier - voraus. Auch bei Gelbsucht in Verbindung mit einem bitteren Geschmack im Mund und dumpfen Kopfschmerzen kann das Mittel sinnvoll sein. Oft weisen Patienten mit Lebererkrankungen eine weisslich belegte bis schmutzigfarbene Zunge mit Zahneindrücken auf, die dabei in der Mitte oder am Rand rötlich gefärbt ist. Zudem kann das homöopathische Mittel begleitend bei Entzündungen der Gallenblase und bei Gallensteinen eingesetzt werden.
Leitsymptome von Carduus marianus
Die potenzierte Mariendistel ist eine ausgezeichnete Leberarznei. Die betroffene Person ist oft traurig, niedergeschlagen und freudlos mit Neigung zum Weinen. Es besteht Reizbarkeit bis hin zu zorniger Aufregung. Des weiteren kann eine Gedächtnisschwäche (Rubrik Synthesis: Gemüt - vergisst, was er gerade tun wollte) vorliegen. Als Begleitsymptome sind dumpfe Stirnkopfschmerzen - auch halbseitig über den Augen - sowie Übelkeit, Verdauungsstörungen und Verstopfung vorhanden. Die Zunge ist weiss bis schmutzig belegt und zeigt Zahneindrücke. Alle Symptome verschlechtern sich durch Bier, Essen und Bewegung. Ein typisches Merkmal für die Anwendung von Carduus marianus sind ziehende Leberschmerzen, die sich beim Liegen auf der linken Seite verstärken (Synthesis: Abdomen - Schmerz - Hypochondrien, Liegen auf der linken Seite). Häufig werden Schmerzen unter dem rechten Schulterblatt wahrgenommen (Synthesis: Rücken - Schmerz - Dorsalregion, rechts unter dem Schulterblatt). Darüber hinaus kann bei einer Gallenblasenentzündung sowie Gallenkolik Übelkeit mit Brechreiz und Erbrechen von grün-gelbem Schleim auftreten. Es bestehen kolikartige Schmerzen im Bauch, die sich beim nach vorne Beugen bessern. Die Farbe des Urins ist braun-gelblich und enthält Bilirubin, während der Stuhl lehmig, trocken, hart, knotig, klumpig und grünlich sein kann. Durchfall im Wechsel mit Verstopfung ist möglich.
Mehr Infos zu «Carduus marianus D4») finden Sie auf der Homepage der Online-Apotheke:>> online bestellen
Wichtiger Hinweis:
Die aufgeführten Inhalte dienen nicht zur Selbstbehandlung. Für eine homöopathische Eigenbehandlung kommen grundsätzlich nur leichte Beschwerden in Betracht. Erkrankungen der Leber und der Gallenblase sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden und gehören in jedem Fall in die Hände eines erfahrenen Therapeuten. Vor einer etwaigen Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.
Weiterführende Literatur!
Die Leber ist für alle wichtigen Funktionen des menschlichen Körpers unentbehrlich. Sie wäscht das Blut, stärkt das Immunsystem und reguliert Kreislauf und Verdauung. Gute Leberwerte sind die Voraussetzung für ein gesundes, langes Leben. Dr. Sandra Cabot hat aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung als Ärztin und Ernährungsberaterin ein Programm entwickelt, das die Leberfunktion verbessert und den Körper entgiftet. Ein leicht einzuhaltender Ernährungsplan mit vielen Rezepten hilft, die Leber zu reinigen und eine Vielzahl von Beschwerden ohne Medikamente zu heilen.
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