Basilikum, ein königliches Kraut
Basilikum weckt die Sehnsucht nach Sonne und Süden. Der mediterrane Klassiker schmeckt nicht nur gut, er hilft auch bei geistiger Erschöpfung, Konzentrationsmangel und Nervosität.
«Der Geruch des Basilikums ist gut für das Herz. Er nimmt die Traurigkeit, die von der Melancholie herrührt und macht den Menschen glücklich und froh», berichtete einst der englische Botaniker John Gerard (1545 bis 1612) über das königliche Kraut. Sein Name rührt aus dem altgriechischen Wort «basilikós», was so viel wie «königlich» bedeutet. Seit der Antike wird Basilikum (Ocimum basilicum) auch als Königskraut bezeichnet. Den Ursprung der Pflanze vermutet man im tropischen Vorderindien, obwohl Basilikum auch als Wildform in Asien und Nordafrika vorkommt. Über den mittleren Orient kam Ocimum etwa im zehnten Jahrhundert in den Mittelmeerraum. Später verbreitete sich das Kraut über ganz Südeuropa und letztlich trat es die Reise auch in die kälteren Regionen an. In Indien ist Ocimum bereits seit dreitausend Jahren in Verwendung und gilt dort als heilige Pflanze. Eine der vielfältigsten Arten, Ocimum sanctum (Heiliges Basilikum), auch Tulsi genannt, war wegen ihrer Duftnuancen von Nelken, Anis und Zimt dem Gott Vishnu sowie der Schönheitsgöttin Lakshmi geweiht. Noch heute ziert Basilikum als glücksbringende Pflanze die Tempel und Altäre und ist bei vielen indischen Familien im Zentrum von traditioneller Gebräuche. Nach der Auferstehung Christi wuchsen der Legende nach Basilikumpflanzen vor dem leeren Grab. Deshalb wird noch heute in manchen griechisch-orthodoxen Kirchen das Weihwasser mit Basilikum zubereitet.
Tulsi in der ayurvedischen Medizin
Das Heilige Basilikum (Ocimum sanctum) oder Tulsi, auch Tulasi genannt, könnte man zu deutsch als «die Unvergleichbare» bezeichnen. Im Ayurveda - der altindischen Gesundheitslehre - wird die tägliche Einnahme von Tulsi als Lebenselexier empfohlen. Tulsi wird in der ayurvedischen Medizin als Stress lindernd und lebensverlängernd beschrieben. Man verordnet es bei Atemwegserkrankungen, bei Magen-Darm-Beschwerden sowie bei Hauterkrankungen. Zudem schätzt man seine fiebersenkenden Eigenschaften in Kombination mit Pfeffer und Ingwer. Es wirkt appetitanregend, blähungstreibend, verdauungsfördernd und harntreibend. Die ursprünglichen Kraftquellen im Ayurveda sind Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde als die grundlegenden Bestandteile des Kosmos und des Körpers. Aus diesen Kraftquellen bilden sich die drei Energieprinzipien (Doshas) - Vata, Pitta und Kaphas - die für alle einwirkenden Prozesse in der Natur und im Körper zuständig sind. Das Tulasi trägt dazu bei, dass Kapha und Vata verringert werden und Pitta gestärkt wird. Die Hindus glauben, dass Tulasi das Herz und den Geist öffnet, die Kraft der Liebe fördert und das Mitgefühl und die geistige Klarheit stärkt. Die verholzten Tulasistängel werden als Rosenkränze genutzt. Zudem werden sie in Indien als Halsketten zum Schutz vor negativen Energien getragen. Tulasi findet man in jedem Hindu-Haushalt, es ist ein unentbehrlicher Bestandteil von vielen rituellen Zeremonien. Nach vedischem Brauch wird jede Person, die dreimal die Tulsi-Pflanze umkreist, von seinem negativen Karma befreit. In den indischen Religionen ist die Lehre vom Karma eng mit dem Glauben des immerwährenden Zyklus des Seins, dem Kreislauf von Werden und Vergehen verbunden.
Der Duft des Südens
Ocimum basilicum gehört wie Oregano, Thymian, Salbei oder Rosmarin zu den italienischen Kräuterklassikern. Basilikum weckt mit seinem unvergleichbaren Duft die Erinnerung an den Urlaub im Süden. Es gibt nichts Köstlicheres, als das mediterane Feeling von Tomaten mit Mozzarella und frisch geerntetem Basilikum zu genießen. Aber auch eine frisch zubereitete Pizza mit frischen Basilikumblättern lässt das Herz und die Sehnsucht nach den südlichen Gefilden höher schlagen. Nicht nur die Inder brachten Basilikum mit rituellen Gebräuchen in Verbindung, auch bei den mediteranen Arten gab es im europäischen Mittelalter religiöse und abergläubische Vorstellungen. So galt Basiilikum als ein Zauberkraut gegen böse Geister und Fabelwesen.
Viele Varietäten
Basilikum gehört wie Salbei, Rosmarin, Thymian oder Pfefferminze zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die Pflanzengattung umfasst etwa 160 Arten mit unterschiedlichen Varietäten. In unseren Breiten wird hauptsächlich die Sorte Genoveser oder Gewöhnliches Basilikum (Ocimum basilicum 'Nufar' FT) angeboten. Durch intensiven Anbau kam es im Laufe der Zeit zu vielen Kreuzungen der Arten und Sorten. Zudem gibt es Basilikumpflanzen der gleichen Art, aber mit unterschiedlichen Gehalten an ätherischen Ölen, die nach Anis, Piment, Kampfer, Nelke, Zimt oder Zitrone duften. Zu den heimischen Sorten gehören neben dem Genoveser das Griechische Busch-Basilikum (Ocimum basilicum var. minimum), dessen Blätter ein intensives Aroma haben, sowie das Salatblättrige Basilikum (Ocimum basilicum 'Crispum') aus Süditalien, sein Geschmack erinnert an das Gewöhnliche Basilikum. Immer beliebter wird auch das aus Mexiko stammende Zimt-Basilikum (Ocimum basilicum 'Cinnamom'). Die asiatischen Sorten wie beispielsweise Thai-Basilikum, Anis-Basilikum, Zitronen-Basilikum oder Thai-Zitronenbasilikum sind ebenfalls sehr beliebt. Sie schmecken wegen ihrer besonderen Duftkomponenten deutlich nach Anis und Kampfer. Basilikum ist einjährig, manche Sorten können jedoch im Gewächshaus oder im Zimmer überwintern.
Namen aus dem Volksmund
Im Volksmund wird Basilikum als Basilienkraut, Basilien, Braunsilge, Josefskräutlein, Nelkenbasilie, Königsbalsam, Borsekum, Königskraut oder Parasigerl bezeichnet. Hirnkraut nennt man es auch, weil es nervenstärkende Eigenschaften hat und Bauchwehkraut, weil es Verdauungsstörungen entgegenwirkt. Ebenso gibt es die Namensgebung Pfefferkraut, weil sein Aroma an den feurig-pfeffrigen Geschmack erinnert und Suppenbasil, weil daraus eine Suppe zubereitet wird. Der deutsche Name Königskraut stammt unter anderem auch aus dem Lateinischen basilicus (königlich). Nach altertümlich Vorstellungen und Übersetzungen soll das Wort von einem Misch- beziehungsweise Fabelwesen, dem Basilisken abstammen, das mit einem einzigen Blick töten konnte. Deshalb galt Basilikum lange als ein wirksames Gegenmittel gegen böse Geister. Der Gattungsname Ocimum ist die lateinische Ableitung des griechischen Begriffes «ozein» und bedeutet riechen.
Basilikum in der Botanik
Basilikum ist eine buschig wachsende einjährige Pflanze. Sie kann je nach Witterungsbedingungen und Sorte eine Höhe zwischen zwanzig und sechzig Zentimetern erreichen. Dabei können die verschiedenen Zuchtformen eine hellgrüne, dunkelgrüne, blaugrüne Farbe oder ein dunkles Purpur (z. B. Ocimum canum x basilicum - 'Wildes Purpur') aufweisen. Es gibt aber auch grünrot gesprenkelte Sorten wie beispielsweise das Thaibasilikum, das sich durch einen süsslichen Duft von Anis auszeichnet. Die Form der Blätter ist oval, rund oder spitz auslaufend, dabei können sie gezähnt oder ungezähnt sein. Die kleinen cremeweissen bis rötlichen Lippenblüten stehen in endständigen Ähren und erscheinen in den Monaten von Juli bis September. Alle Sorten und Arten besitzen einen starken, aromatischen Duft. Die Pflanzen lieben einen warmen Ort, sie entfalten ihr volles Aroma bei guter Wasserversorgung. Dazu benötigen sie einen lockeren, sandigen und etwas nährstoffreichen Boden. Basilikum ist sowohl für die Gefäßkultur als auch für Töpfe auf der Fensterbank geeignet.
Gesundheitsfördernde Eigenschaften
Basilikum enthält gesundheitsfördernde Substanzen, die den Magen beruhigen. Wissenschaftlich nachgewiesen sind verdauungsfördernde und blähungstreibende Effekte, weil die Inhaltsstoffe den Magensaft anregen. Das Kraut ist krampflösend und trägt zur allgemeinen Beruhigung bei - ohne dabei müde zu machen. Das nelkenartige Eugenol und das ätherische Öl Estragol (Methylchavicol) verfügen über die Eigenschaft, Völlegefühl im Verdauungstrakt zu lindern. Basilikum fördert die Konzentration und wirkt gegen geistige und nervöse Erschöpfung. Ferner haben Forscher herausgefunden, dass die in Basilikum enthaltenen Substanzen möglicherweise gegen die Entstehung von Krebs wirksam sein sollen. In Indien fügten Wissenschaflter dem Futter von Labortieren Basilikumextrakt hinzu. Nach etwa fünfzehn Tagen waren bei den Tieren bestimmte Enzyme angestiegen, sodass die schädlichen Substanzen im Körper nicht mehr aktiv waren. Dennoch lässt sich derzeit mit Sicherheit noch nicht sagen, ob der gleiche Wirkmechanismus auch beim Menschen gilt. Basilikum enthält auch Mikronährstoffe wie beispielsweise Lutein und Zeaxanthin, sie schützen das Auge vor Lichteinflüssen und wirken daher wie eine natürliche Sonnenbrille.
Verwendung in der Küche
Basilikum mit seinem aromatischen Duft und Geschmack versetzt Geniesser in kulinarische Ekstase. Die Gewürzpflanze passt zu nahezu allen Gerichten der mediterranen Küche, seien es Tomaten, Salate, Käse, Kräuterbutter oder Pestosoßen. Auch zu Kartoffelgerichten und Pasta aller Art bringen die frischen Blätter den richtigen Pfiff. Die Sorte Zimtbasilikum, die aus Mexiko stammt, harmoniert ausgezeichnet mit frischen Erdbeeren und macht jedes Dessert zu einem unvergleichbaren Genuss. So zahlreich die Basilikumsorten auch sind, für alle gilt das gleiche: Sie vertragen keine Hitze. Man verwendet die Sorten daher roh oder gibt sie bei warmen Speisen erst zum Schluss hinzu. Die Blätter verlieren beim Trocknen an Geschmack, daher ist Einfrieren oder Einlegen in Öl die bessere Alternative. Ein Teeaufguss der frischen Blätter lindert Blähungen und beruhigt den Magen. Als Gurgelmittel bei Halsschmerzen ist Basilikum ebenfalls empfehlenswert.
Rezepte mit Basilikum
Pesto alla Genovese
Ein klassisches Pesto mit frischem Genoveser wird hauptsächlich zu Nudeln serviert. In Südfrankreich kennt man Pesto unter der Bezeichnung «Pistou», dort wird es häufig zum gebratenen Lamm gereicht.
100 g frische Basilikumblätter
50 g Pinienkerne
2 Knoblauchzehen
etwas grobes Salz
50 g frisch geriebener Parmesan oder Pecorinokäse
100 ml kalt gepresstes Olivenöl
Basilikum, Pinienkerne, Knoblauch und Salz im Mörser zerkleinern, so dass eine sämige Paste entsteht. Den geriebenen Käse hinzufügen und alles gut miteinander verrühren. Anschließend das Olivenöl unterrühren. Größere Mengen Pesto kann man in hygienisch einwandfreie Gläser abfüllen und mit einer Schicht Olivenöl bedecken. Danach luftdicht verschließen und an einem kühlen Ort aufbewahren.
Pesto mit Basilikum und Bärlauch
Dieses Rezept ergänzt Pasta und Gemüsegerichte. Das Pesto ist durch den enthaltenen Bärlauch in puncto Haltbarkeit ein Favorit.
100 g frische Basilikumblätter
100 g frische Bärlauchblätter
50 g Pinienkerne
etwas grobes Salz
50 g frisch geriebener Parmesan oder Pecorinokäse
100 ml kalt gepresstes Olivenöl
Basilikum, Bärlauch, Pinienkerne und Salz im Mörser zerkleinern, so dass eine sämige Paste entsteht. Den geriebenen Käse hinzufügen und alles gut miteinander verrühren. Anschließend das Olivenöl unterrühren. Größere Mengen Pesto kann man in hygienisch einwandfreie Gläser abfüllen und mit einer Schicht Olivenöl bedecken. Danach luftdicht verschließen und an einem kühlen Ort aufbewahren.
Basilikumtee
Basilikumtee lindert Verdauungsbeschwerden und beruhigt den Magen. Auch bei Migräne und Stresssymptomen entfaltet der Tee seine gesundheitsfördernden Eigenschaften. Er kann auch als Gurgelwasser bei Halsschmerzen ober bei Mundgeruch genutzt werden.
Zwei Teelöffel frisch gehackte Basilikumblätter mit 150 ml heissem Wasser übergiessen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Täglich zwei bis drei Tassen zwischen den Mahlzeiten in kleinen Schlucken trinken.
Weiterführende Literatur!
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Lexikon der Kräuter & Gewürze
von Ulrike Bültjer
Gebundene Ausgabe: 312 Seiten
Verlag: Bassermann