Löwenzahn - Blütenpracht in Gelb

Nach dem langen Winter zieht mit dem Löwenzahn einer der ersten Frühlingsboten ein. Bei zunehmend steigenden Temperaturen überdeckt er mit seiner leuchtend gelben Farbe die Wiesen. Der Löwenzahn gehört zu den schönsten wildwachsenden Pflanzen. Die Natur stellt diese alte Heilpflanze bereit, um nach der kalten und dunklen Jahreszeit den Stoffwechsel wieder in Gang zu bringen.

«Taraxis» - «Augenentzündung»

Seinen lateinischen Namen «Taraxacum officinale» verdankt der Löwenzahn der Tatsache, dass sein Milchsaft in früheren Zeiten bei Augenentzündungen verwendet worden ist. Der Begriff «Taraxacum» setzt sich aus zwei griechischen Worten zusammen, «taraxis» bedeutet «Augenentzündung» und «akeomai» heisst soviel wie «ich heile Taraxacum». Eine andere Auslegung besagt, dass Taraxacum vom arabischen Wort «Tharakhchakon» abstamme. Mit diesem Ausdruck bezeichneten die Araber eine nicht näher beschriebene Pflanze mit gelben Blüten oder auch eine blau blühende Zichorienart. Im Volksmund wird der Löwenzahn auch als Chrottepösche, Pusteblume, Augenmilch, Bettpisser, Saublume, Kuhblume, Röhrliblume, Milchstock, Milchdistel, Seichblume, Brunzer, Augenblume oder Ankeblume bezeichnet. Anfang des 16. Jahrhunderts erwähnte der Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs (1501 bis 1566), der auch als «Vater der Botanik» bezeichnet wird, das Kraut unter dem Namen «Pfaffenröhrlein». Botanisch korrekt gesehen wäre dies jedoch eine spezielle Art der Wegwarte (Zichorie). Erstmals beschrieben wurde der Löwenzahn jedoch von den arabischen Ärzten Avicenna und Rhazes. Durch die Jahrhunderte hindurch wurde er von Mythen, Legenden und Aberglauben begleitet. So galt beispielsweise die Vorstellung, dass der Milchsaft eine Wirkung gegen Warzen zeige, wenn diese am dritten Tag des abnehmenden Mondes mit dem Saft behandelt worden sei.

Weltweit über 2000 Taraxacum-Arten

Die weit verbreitete Allerweltspflanze gehört zur Familie der Korbblütler, Compositae (Asteraceae), und ist mit über 2000 Arten auf allen Kontinenten vertreten. Mit dem Begriff Löwenzahn sind unter anderem botanisch gesehen auch die Arten gemeint, die unter dem Gattungsbegriff "Taraxacum" zusammengefaßt werden. Die mittlerweile weltweit vorkommenden Arten unterscheiden sich durch die flexible Anpassung an die örtlichen Umweltgegebenheiten in Fortpflanzung, Aussehen und Blütezeit. Je nach Art und Standort blühen sie in den Monaten April bis Juli oder auch im Herbst. Die Pflanzen der Gattung Taraxacum sind in Europa, Asien, Nordafrika, Süd-Ost-Australien und in Nordamerika vertreten.

Taraxacum officinale

Das mehrjährige Kraut erreicht eine Höhe von etwa 20 Zentimetern; an schattigen feuchten Standorten kann der Löwenzahn sogar unter günstigen Bedingungen kniehoch werden. Je nach Standort ist er in Grösse und Gestalt unterschiedlich vertreten, seine gezähnten Blätter sind in ihrer Form untereinander nicht genau deckungsgleich. Der Löwenzahn ist nahezu mit jedem Boden zufrieden; durch seine Vitalität und Anpassungsfähigkeit wächst er in Mauerritzen, auf Äckern, Schuttplätzen,  Wiesen und Gärten. Mit seiner kräftigen Pfahlwurzel und seiner starken Wuchskraft ist er in der Lage, den Asphalt auf unseren Straßen zu sprengen.  In Form einer Rosette wachsen aus der langen milchigen Pfahlwurzel die Blätter hervor, die ein Sägemuster an den Rändern aufweisen. Zudem treten aus dieser Rosette die langen hohlen Schäfte aus, die mit Körben gelber Zungenblüten abschließen. Die gelben Blütenköpfe sitzen am Ende des hohlen Stängels und enthalten wie die gesamte Pflanze den weißen Milchsaft. Das satte Gelb der Blüten erscheint im Frühjahr und bleibt bis in den Hochsommer hinein. In der Sonne strahlen die Blüten in einen hellen leuchtenden gelb, bei trübem Wetter jedoch schließt die Pflanze ihr Köpfchen und wird dadurch unscheinbar. Nach der Blüte bilden sich ballonförmige Pusteblumen aus, mit denen die Kinder im Sommer gerne auf den Wiesen spielen. Der kugelige Fruchtstand besteht aus den behaarten Achänen. Diese kleinen Schliessfrüchte haben einen federartig umgebildeten Kelch und werden durch den Wind verbreitet. Der weiße Pappus dient sozusagen als Flugapparat.

Löwenzahn ist vielseitig einsetzbar!

Alle Pflanzenbestandteile des Löwenzahn können über das ganze Jahr hinweg vielfältig in der Küche verwendet werden. So halten die frischen Blätter am Besten vor der Blütezeit ihren Einzug in Salate. Im Monat April finden die noch  fest geschlossenen Blütenknospen als lecker zubereitetes Gemüse ihre Liebhaber. Die bitterstoffreiche Wurzel in Form einer Teezubereitung aktiviert den Stoffwechsel und die wunderschönen, essbaren Löwenzahnblüten, zusammen mit Fichtenspitzen gepflückt, ergeben einen wirksamen Honig gegen Husten.

Wurzelstock ist reich an Inulin!

Der Wurzelstock kann im September und Oktober sowie vor Beginn der Blütezeit gesammelt werden. Die Wurzeln werden gewaschen, der Länge nach halbiert, in Scheiben geschnitten und bei einer Temperatur von 40° C im Backofen getrocknet. Zur Aufbewahrung der getrockeneten Wurzeln eignen sich festschließende dunkle Gläser oder Dosen. Die Wurzeln können zu einem Tee oder auch als Gewürz für Speisen weiterverarbeitet werden. Dazu werden die bereits kleingeschnittenen und getrockneten Pflanzenteile in einer alten Kaffeemühle gemahlen und über das Gericht gestreut. Das Gewürz bewirkt bei regelmäßiger Anwendung, dass sich Ablagerungen an den Gelenken lösen. Aus den gemahlenen Wurzeln läßt sich auch ein Kaffee-Ersatz wie beispielsweise der Zichorienkaffee zubereiten. Das Getränk ist wegen seines Inulingehaltes besonders gut für Diabetiker geeignet. Das Polysaccharid Inulin gehört zu den unverdaulichen wasserlöslichen Ballaststoffen, die auch als Präbiotika bezeichnet werden. Inulin wird im Körper nicht  zu Einfachzucker abgebaut und benötigt daher zur Verstoffwechselung kein Insulin. Ein regelmäßiger Verzehr von inulinhaltigem Gemüse bewirkt zudem eine Senkung des Cholesterinspiegels. Neuere Forschungen der Universität Jena haben ergeben, das Inulin in Kombination mit zwei im Darm vorkommenden Bakterienstämmen das Darmkrebsrisiko senken kann. Inulin ist neben dem Löwenzahn auch in Artischocken, Topinambur, Chicoree, Knoblauch, Zwiebeln, Wegwarte und in Schwarzwurzeln enthalten. Im Herbst ist der Inulingehalt in der Wurzel wesentlich höher als im Frühjahr.

Weitere wichtige Inhaltsstoffe!

Die gesamte Pflanze enthält die Vitamine A, B, C und D sowie den Mineralstoff Calcium. Der Hauptwirkstoff der Pflanze sind die Sesquiterpen-Bitterstoffe, die eine galletreibende Wirkung haben. Hier kann die Pflanze bei jeder Form von Leberinsuffizienz nützlich sein. Der Wirkstoffgehalt der Pflanze ändert sich mit den Jahreszeiten, so sind im Frühjahr wesentlich mehr Bitterstoffe enthalten als im Herbst. Die enthaltenen Bitterstoffe wirken sich insgesamt positiv auf den Verdauungsapparat aus. Alle Ausscheidungsdrüsen wie Leber, Galle, Milz, Bauchspeicheldrüse und Nieren werden angeregt. Die Blätter enthalten Carotinioide, Kalium, Phosphor und Eisen. In den Wurzeln finden wir mit dem Taraxin einem Bitterstoff, der den Appetit anregt. Zudem enthält das Kraut Flavonoide, denen eine ausleitende Wirkung zugeschrieben wird. Die frischen jungen Löwenzahnblätter sind nicht nur gesund und besiegen die Frühjahrsmüdigkeit, sie schmecken auch in Salaten besonders gut und bescheren unserem Gaumen eine Freude.  Beim Sammeln der jungen Blätter sollten Sie jedoch Abstand von überdüngten Wiesen nehmen und sich die Sammelplätze genau ansehen. Ist eine Wiese extrem mit Löwenzahn übersät, dann ist dieser meist stark mit Nitrat belastet.

Löwenzahn - nützlich zur Entschlackung!

Der Löwenzahn hat eine nierenanregende Wirkung und ist daher gut zur Entschlackung für Frühjahrs- und Herbstkuren geeignet. Eine etwa 4 bis 6 wöchige Kur mit dem Heilkraut bringt besonders im Frühjahr den Körper in Schwung. Die Leber entfaltet im Frühling ihre größte Funktionskraft und trägt dafür Sorge, dass alle Schlacken des Winters abgebaut werden können. Daher sind Leberkuren besonders im Frühjahr sehr sinnvoll. Viele Erkrankungen, die in dieser Jahreszeit ausbrechen, heilen wesentlich besser aus, wenn die Leber in ihrer Entgiftung unterstützt wird. Das Heilkraut hat zudem auch einen günstigen Einfluß auf das Bindegewebe; dieses wird besser durchblutet, was sich auf das das Allgemeinbefinden von bereits geschwächten Personen positiv auswirken kann. Der Löwenzahn hat zudem eine stark galletreibende Wirkung und kann in den Anfangsstadien einer Leberzirrhose noch eine Linderung bringen. Wenn jährlich jeweils im Frühjahr und im Herbst eine Löwenzahnkur durchgeführt wird, verringert sich auch das Risiko einer Neubildung von Gallensteinen. Selbst Stoffwechselstörungen wie zum Beispiel Gicht lassen sich durch Löwenzahn positiv beeinflussen. Bei Völlegefühl, Blähungen und Verdauungsbeschwerden leistet die Pflanze gute Dienste. In der Homöopathie wird "Taraxacum officinale" hauptsächlich zur Anregung der Harnsekretion verwendet.

Rezeptvorschläge!

Löwenzahn und Fichtenspitzen gegen Husten

Die weichen hellgrünen Fichtenspitzen können im Monat Mai gesammelt werden. Auch der Löwenzahn steht in dieser Zeit in voller Blüte. Sie nehmen von der Menge her zu gleichen Teilen Fichtenspitzen und Löwenzahnblüten. Alles wird in einen Topf gegeben und mit kaltem Wasser bedeckt. Der Topf bleibt nun eine Nacht stehen. Am nächsten Tag wird die Mischung eine Stunde lang gekocht. Dann muß der Topf noch einmal eine Nacht lang stehen. Am nächsten Tag wird die Masse durch ein Tuch gedrückt und ausgepresst. Für 1 Liter Saft werden 450 g brauner Kandiszucker benötigt. Der Saft mit dem Kandis soll 6 Stunden lang vor sich hin köcheln. Der Sirup muss eine dickflüssige Konsistenz haben. Anschließend wird das noch heiße Gebräu in saubere sterile Gläser abgefüllt und gut verschlossen. Ein wirksames Mittel gegen Husten!

Löwenzahntee - geeignet zur Frühlings - und Herbstkur!

Zwei Teelöffel der Droge werden mit 250 Milliliter kaltem Wasser übergossen. Das Ganze zum Kochen bringen, 10 Minuten ziehen lassen und anschließend abseihen. Trinken Sie davon täglich 2 Tassen vor den Mahlzeiten. Wichtig ist, dass zusätzlich zum Tee jeweils 1 Glas Wasser getrunken wird. Eine Kur im Frühling und im Herbst von jeweils 6 Wochen ist sinnvoll. Da die Pflanze den Körper entwässert, sollte der Tee abends nicht mehr getrunken werden. Die Tagesdosis sollte nicht über 4 g der Droge hinausgehen.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen:
Bei bereits vorhandenen Gallensteinen sowie bei einer Entzündung der Galle sollten Sie eine fachliche Beratung einholen. Bei Vorliegen von Verengungen im Magen-Darm-Bereich sollte die Pflanze ebenfalls nicht angewendet werden. Größere Mengen an Löwenzahntee können bei empfindlichen Menschen Magenbeschwerden hervorrufen.

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Leber- und Galletee

Die Mischung vereint verschiedene Heilpflanzen, die sich untereinander gut ergänzen. Die enthaltene Pfefferminze und Melisse dient vor allem dazu, den bitteren Geschmack etwas abzumildern. 30 g Mariendistelkraut, 20 g Löwenzahnwurzel mit Kraut, 25 g Schafgarbenkraut, 15 g Pfefferminzblätter und 10 g Melissenblätter. Ein bis zwei gehäufte Teelöffel dieser Mischung mit 250 ml heissem Wasser übergiessen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Jeweils eine Tasse etwa eine halbe Stunde vor dem Essen trinken. Die Kur über einen Zeitraum von fünf Wochen durchführen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen:

Mariendistel (Silybum marianum L.)
Als Tee eingenommen sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Aufgrund der Bitterstoffe sind Magenbeschwerden möglich. Bei bereits vorhandenen Gallensteinen sowie bei einer Entzündung der Galle selbst sollte Löwenzahn nicht ohne fachlichen Rat eingenommen werden. Löwenzahntee ist harntreibend und sollte  abends nicht mehr getrunken werden.
Pfefferminze (Mentha x piperita)
Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker verwenden. Pfefferminze darf nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, da es zu Magenreizungen kommen kann.
Schafgarbe (Achillea millefolium L.)
Bei zu häufigem Gebrauch erhöht sich die Lichtempfindlichkeit der Haut.
Melisse  (Melissa officinalis)
Es sind keine Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen von Melisse bekannt.

    

Löwenzahn Saft Schoenenberger

Der frische Saft des Krautes ist speziell für Frühjahrs- und Herbstkuren geeignet. Hierfür wirkt besonders gut ein Frischpflanzenpresssaft, den es in Apotheken, Drogerien, Bioläden und Onlineshops zu kaufen gibt. Er beeinflußt in positiver Weise das Allgemeinbefinden und wirkt entschlackend. Achten Sie beim Kauf eines Saftes auf die Packungsbeilage und halten Sie sich an die dort angegebene Dosierung.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen:
Wie bei allen bitterstoffhaltigen Drogen können Magenbeschwerden, die durch Überschuss an Magensäure bedingt sind, verstärkt werden. Bei Verschluss der Gallenwege darf der Saft nicht eingenommen werden. Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit dem Arzt. Siehe Packungsbeilage!

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Hinweis:
Bitte beachten Sie, daß die Inhalte im «Forum-Naturheilkunde» keinen Ersatz für eine medizinische Beratung und Behandlung durch eine professionelle Fachkraft darstellen. Suchen Sie im Bedarfsfall immer einen Arzt oder Heilpraktiker auf. Auch bei der Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.

Weiterführende Literatur!

Der Löwenzahn ist ein wahres Kraftpaket und ein Alleskönner unter den Pflanzen. Als grosser Heiler kommt er in der alten Volksmedizin unter anderem für Zähne, Augen, Gehirn, Leber, Verdauung und Haut zum Einsatz. Seine Heilkraft ist viel mächtiger und umfassender als heutzutage bekannt. Sie reicht bis tief in unbewusste Bereiche, vermag Blockaden zu lösen und sowohl Körper wie Seele mit ihrer Sonnenkraft zu durchstrahlen. Der Löwenzahn scheint sich überall dort zu verbreiten, wo er für Tier und Mensch, Leib und Seele, Boden und Umwelt besonders gefordert und segensreich ist: Er hilft bei Infektionskrankheiten, den Folgen von Stress und Umweltgiften und ist damit eine besonders gefragte Pflanze für unsere Zeit. 50 Heil-, Schönheits- und Genussrezepte und viele Anwendungen zeigen, wie unglaublich vielseitig diese Heil-, Nahrungs- und Überlebenspflanze ist.

Löwenzahn und Löwenkraft
Das Porträt einer starken Heilpflanze
Mit vielen Anwendungen und Rezepturen
Mit einem Vorwort von Wolf-Dieter Storl
von Marianne Ruoff

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: AT

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