Melisse - Allheilmittel aus dem Kräutergarten
Schon immer galt die Melisse in der Volksheilkunde als Allheilmittel gegen die verschiedensten Leiden. So richtig berühmt wurde die Heilpflanze jedoch erst durch die Karmeliterinnen, die den heutigen Vorläufer des «Klosterfrau Melissengeistes» im Jahr 1611 in Paris einführten. Dank der beruhigenden und virenhemmenden Wirkung ist Melissenblättertee heute in vielen Kräuterprodukten zu finden.
Die Melisse, auch Zitronenmelisse genannt, zählt zu den ältesten Heilpflanzen. Plinius der Ältere (23 - 97 n. Chr.) beschreibt die Melisse in seiner 73bändigen Naturgeschichte, der «Naturalis historia» als Melissophyllon, zu deutsch Bienen- oder Honigblatt und empfahl sie bei Insektenstichen, Herzkrankheiten, Magenleiden sowie als Heilmittel gegen hypochondrische und hysterische Beschwerden. In früheren Zeiten wurde von den Imkern Melisse, die einen Leckerbissen an Nektar liefert, vor dem Bienenhaus als Futterpflanze angebaut. So führt Plinius weiter aus: «Den Bienen sind keine Blüten lieber als die Melisse». Der Name der Melisse, im Volksmund als «Bienenkraut», «Immenblatt» oder «Honigblume» bezeichnet, leitet sich ab vom griechischen Wort «melissa», das so viel wie «honigsüß» bedeutet. Die Heimat der Melisse ist Vorder- asien, von wo aus sie schließlich ihren Weg über die Alpen nach Europa fand. Hierzulande wurde die Melisse durch die Benediktiner in Klostergärten als Heilpflanze angebaut. Im neunten Jahrhundert ließ Kaiser Karl der Große gemäß seiner Landgüterverordnung, dem «Capitulare de villis» neben vielen Nutz-, Gewürz- und Heilpflanzen auch die Melisse von seinen Untertanen kultivieren.
«Melisse macht das Herz glücklich»
Die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), deren Heilweise heute wieder zu Ehren kommt, nannte die Melisse «Binsuga» (Bienenauge). Sie schrieb, dass die Melisse das «Herz glücklich mache» weil diese «trage die Kräfte 15 anderer Kräuter in sich». Volkstümliche Namen wie «Herztrost», «Herzkraut» oder «Herzbrot» verweisen auf die weitreichende Verwendung der Melisse bei Herzkrankheiten und melancholischen Zuständen.
Hildegard von Bingen
«Die Melisse ist warm und ein Mensch der sie isst, lacht gern, weil ihre Wärme die Milz berührt und daher das Herz erfreut wird. Aber wem das weiße im Auge wächst (weiße Hornhautflecken), der reiße sie mit der Wurzel aus der Erde, und die eben entwurzelte Pflanze lege er über Nacht in das Wasser einer sprudelnden Quelle, und dann erwärme er die Pflanze in einer Schüssel, nachdem sie aus dem Wasser genommen ist. Und so warm lege er sie auf jenes Auge. Und dies tue er während drei Nächten, und das Weiße in seinem Auge wird geheilt werden und verschwinden.» (Lesen Sie zur «Hildegard» mehr in unserem Artikel «Das Leben der Volksheiligen»!
Likör aus dem Kloster
Der Arzt und Leiter einer großen Medizinschule, Arnaldus von Villanova (1238 - 1311), entdeckte schon damals die Giftigkeit des Kohlenmonoxids und erwähnte in seinen Schriften die Melisse als Heilpflanze. Er empfahl das Kraut für Ausgeglichenheit und gute Laune sowie bei Herzbeschwerden und Depressionen. Im Jahre 1450 wurde der Buchdruck erfunden, was zu einem neuen Aufschwung der Heilpflanzenkunde führte. Paracelsus (1493 -1541) rühmte die Melisse in seinen Büchern und beschrieb die gute Wirkung gegen Herzkrankheiten, denn «Melissa ist von allen Dingen, die die Erde hervorbringt, das beste Kräutlein für das Herz». Im Jahre 1522 wird das «Herba Melissae» im Braunschweiger Marktregister geführt und war somit offiziell aktenkundig. Durch die Reformation in der Mitte des 16. Jahrhunderts endete in Deutschland und Nordeuropa die Blüte vieler Klöster und die Mönche waren dazu gezwungen, ihre bisherigen Kenntnisse über die Braukunst von Schnaps und Likör aus Melisse und anderen Kräutern jenseits der Klostermauern in bare Münze umzusetzen. Dies trug indirekt zum weiteren Bekanntheitsgrad der Melisse bei. Als man im Zeitalter der Gegenreformation wieder neue Klöster gründete, richteten diese auch wieder eigene Apotheken ein. Vor allem die Klöster in Bamberg und Würzburg wurden schnell für ihr «Gedächtnis stärkendes Melissenöl» bekannt. Auch die französischen Karmeliterschwestern bereiteten im Jahr 1611 einen alkoholhaltigen Extrakt aus verschiedenen Pflanzen wie Melisse, Angelikawurzel, Zimt, Muskatnuss, Zitrone und anderen - oft bitteren - Bestandteilen, den sie unter dem Namen «Eau de Carmes» unter das Volk brachten. Schon bald war der Karmelitergeist als «fürtreffentlich gut» und «fröhlichmachend» in aller Munde. Dieser schmeichelnde Trank ist der Vorläufer des heute geläufigen Melissengeistes.
Blütezeit von Juli bis September
Die Melisse (Melissa officinalis) gehört wie Andorn,Gundelrebe,Herzgespann, Thymian,Pfefferminzeoder Wolfstrapp zur Familie der Lippenblütler (Lamiacea). Die Pflanze ist ein ausdauerndes Kraut mit vierkantigem Stängel. Ihre kleinen Blüten weisen je nach Alter und Blütezeit eine Farbe von schwachgelb über weiß bis leicht bläulich auf. Die Blätter sind ei- bis herzförmig, die unteren hingegen sind lang gestielt und gesägt. Bei Berührung verströmen sie einen angenehmen Zitronenduft, was der Pflanze auch den Namen Zitronenmelisse bescherte. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Melissa officinalis wird bis zu achtzig Zentimeter hoch und ist heutzutage hauptsächlich eine Gartenpflanze, wobei sie auch in lichten Gebirgswäldern zu finden ist. Für pharmazeutische Zwecke wird sie in Kulturen angebaut.
Heilwirkung der Melissenblätter
Melisse ist die optimale Naturarznei für die heutige Zeit. Sie beruhigt, schafft innere Ausgeglichenheit und wirkt obendrein abschirmend gegenüber Stress und Umwelteinflüssen. Im Vordergrund stehen die entspannenden und krampfstillenden ätherischen Öle (Citronellal, Citral und Caryophyllen) der Pflanze. Sie beruhigen einen nervösen Magen, besitzen windtreibende Eigenschaften, lindern nervöse Herzbeschwerden, stärken das Herz und bringen einen guten Schlaf. Die ätherische Öle sind in vielen Arzneien vorhanden, wobei der «Melissengeist» sicherlich den größten Bekannheitsgrad hat. In den kalten Wintermonaten verbessern die Inhaltsstoffe der Melisse die Abwehrlage gegen Erkältungen. Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Magen- und Gallensaftproduktion an und fördern somit die Verdauung. Zudem enthalten die Blätter auch Rosmarinsäure. Dieser Gerbstoff hat eine antivirale Wirkung gegen das Herpes-Simplex-Virus, indem er das Andocken der Viren an die Zellen verhindert. Für Betroffene, die ständig unter Fieberbläschen auf den Lippen zu leiden haben, wurde hierfür speziell die «Lomaherpan-Salbe» entwickelt. In der Volksheilkunde wird die Melisse auch bei schmerzhafter Menstruation, Migräne sowie bei Zahn- und Ohrenschmerzen eingesetzt. Äußerlich kommt sie bei rheumatischen Beschwerden, Nervenschmerzen sowie bei steifen Nacken zur Anwendung.
Melissen-Rezepturen und Fertigpräparate
Melissentee - bei Nervosität und Schlafstörungen
Bei Kindern 1 Teelöffel (bei Erwachsene 2 Teelöffel) Melissenblätter mit kochendem Wasser übergießen, 10 bis 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und abends 1 Tasse trinken.
Es sind keine Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen von Melisse bekannt. Melissentee in Kombination mit Schüßler-Salzen Nr. 7, Magnesium phosphoricum D6 wirken unterstützend bei Einschlafstörungen und allgemeiner Unruhe. Auch bei Prüfungsängsten hat sich diese Kombination bewährt. Die Tabletten (6 bis 7 Stück) werden im noch heißen Melissentee aufgelöst und anschließend schluckweise getrunken.
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Melissen-Vollbad
Ein Bad mit Melissenblättern ruft bei vielen Menschen beruhigende und schlaffördernde Effekte hervor. Es löst Verspannungen und bringt eine wohlige Müdigkeit. Für ein Vollbad etwa 60 Gramm Melissenblätter mit einem Liter Wasser übergiessen, dann kurz aufkochen lassen und nach 10 Minuten abseihen. Dieser Aufguss wird ins 38 bis 39 Grad warme Badewasser gegeben. Mindestens 15 bis 20 Minuten lang baden. Alternativ bereiten Sie sich ein Melissen-Ölbad von Spitzner zu. Beim Baden werden die ätherischen Öle über die Haut und Atemwege aufgenommen. Dort entfalten sie ihre positiven Eigenschaften und unterstützen somit Ihre Gesundheit. Zudem hebt der Duft des Ölbades auch Ihre Stimmung.
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Klosterfrau Melissengeist
Die Nonne Maria Clementine Martin (05.05.1775 bis 09.08.1843) etablierte im Jahr 1826 den noch heute geschätzen «Klosterfrau Melissengeist». Als lang bewährtes Hausmittel hat sich der Klosterfrau Melissengeist inzwischen zu einem anerkannten, gut verträglichem Arzneimittel entwickelt. Das Heilpflanzen-Destillat enthält neben der Melisse weitere zwölf ausgewählte Pflanzenextrakte (Alant, Angelika, Ingwer, Gewürznelken, Galgant, Schwarzer Pfeffer, Enzian, Kardamom, Muskat, Pomeranze, Zimtrinde und Zimtblüten), die sich in ihrer Wirkstoffkombination ergänzen. Traditionell wird Melissengeist innerlich zur Besserung des Allgemeinbefindens, bei innerer Unruhe und Nervosität, zur Förderung eines guten Schlafes, bei Wetterfühligkeit und Verdauungsstörungen, bei unkomplizierten Erkältungen sowie äußerlich bei Nervenschmerzen und zur Unterstützung der Hautdurchblutung - etwa bei Muskelkater und Muskelverspannungen - angewendet.
Einnahmeempfehlung:
Erwachsene sollten 1 - 3 mal tgl. 5 bis 10 ml in Wasser verdünnt einnehmen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen:
Klosterfrau Melissengeist darf nicht bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe eingenommen werden. Bei Magen- oder Darmgeschwüren darf das Präparat ebenfalls nicht zur Anwendung kommen. Packungsbeilage beachten!
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Lomaherpan-Creme® gegen Lippenherpes
Lippenherpes (Herpes labialis) ist eine schmerzhafte Erkrankung, die auf das Herpes simplex Virus zurückzuführen ist. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung tragen dieses Virus in sich. Typische Beschwerden sind leichtes Kribbeln auf den Lippen, später entwickeln sich kleinere Schwellungen sowie Bläschen mit klarem Inhalt auf den Lippen. Schließlich platzen diese Bläschen und es bildet sich ein bräunlicher Schorf, der im weiteren Verlauf abfällt. Ein ausgezeichneter Herpesschutz, den die Natur zur Verfügung stellt, ist die Melisse. Ihr Extrakt ist im Präparat Lomaherpan Creme enthalten. Die Inhaltsstoffe der Melisse sind in der Lage, die Vermehrung der Herpesviren zu hemmen.
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Wichtiger Hinweis:
Alle angegebenen Arzneimittel-Informationen vermitteln nur einen allgemeinen Überblick über deren Anwendung und können keinesfalls eine fachliche Beratung durch Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker ersetzen. Im Bedarfsfall sollten Sie einen Spezialisten aufsuchen. Vor einer etwaigen Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.
Weiterführende Literatur!
Dieses Buch ist ein Klassiker unter den Heilpflanzenbüchern. Ursel Bühring, weithin bekannte Heilpflanzenexpertin, porträtiert 71 Heilkräuter und ihre Wirkung auf die Gesundheit besonders ausführlich. Sie erklärt eindrücklich die Geschichte und Botanik der Heilpflanzen, ihr Wirkspektrum sowie die offizielle medizinische Anwendung. In jedem Porträt finden Sie mehrere Rezepte aus der Phytotherapie für unterschiedliche Indikationen. Tees, Salben und Öle, Tinkturen, Bäder und Wickel – lernen Sie die unterschiedlichsten Anwendungen kennen. Im umfangreichen Kapitel über häufige Krankheiten und Beschwerden finden Sie eine Fülle an Ratschlägen, Hausmitteln und vielen weiteren Heilpflanzenrezepten.
Alles über Heilpflanzen
Erkennen - anwenden - gesund bleiben
von Ursel Bühring
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Ulmer
Weitere Infos zu diesem Buch finden Sie unter: Rezensionen
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