Mönchspfeffer: Heilpflanze Vitex agnus-castus L.
Mönchspfeffer - Powerpflanze in der Frauenheilkunde
Der Mönchspfeffer spielt in der Frauenheilkunde eine wichtige Rolle. Seine therapeutische Wirksamkeit konnte durch pharmakologische Untersuchungen bestätigt werden.
Mönchspfeffer, auch Keuschlamm genannt, wurde bereits in der Antike geschätzt und vielfältig zu medizinischen Zwecken genutzt. Der Arzt Pedanius Dioskurides praktizierte um 60 n. Christus. Das Wissen um die Heilpflanze gelangte über sein Pflanzenverzeichnis «De materia medica» in die klösterliche Heilkunde. Dort kann man u. a. nachlesen, dass die Frauen im antiken Hellas (die Eigenbezeichnung von Griechenland) den Mönchspfeffer auf ihren Feiern zur Lobpreisung der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter verwendeten, damit sie den geschlechtlichen Gelüsten widerstehen konnten. Der Mönchspfeffer war damals eine Symbolpflanze der Enthaltsamkeit. Im Mittelalter gebrauchten die Mönche die Früchte als triebdämpfenden Pfefferersatz. Sie nutzten den Mönchspfeffer als Anaphrodisiakum zur Wahrung ihres Keuschheitsgelübdes. Dadurch ist die Pflanze bis heute unter der Bezeichnung Mönchspfeffer bekannt. Die Kommission E sowie ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) empfehlen die Anwendung von Keuschlammfrüchten beim Prämenstruellem Syndrom (PMS), bei Zyklusstörungen sowie bei Brustspannen (Mastodynie).
Namen aus dem Volksmund
Keuschbaum, Abrahamsstrauch, Keuschstrauch, Keuschlamm, Kosterpfeffer, Pfefferbaum, Gewürz- oder Schlafmülle, Schafsmühle, Semen, Keusch-Lamm, Müllen oder Liebfrauenbettstroh. Synomyme: Fruits of Chaste tree (engl.). Fruit de gattilier, agneau chaste (franz.).
Mönchspfeffer und die Botanik
Die Gattung Vitex wurde früher zur Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae) gezählt. Der Mönchspfeffer wurde vor kurzem in die Familie der Lippenblütler umgruppiert und gehört zur Unterfamilie der Viticoideae. Vitex agnus-castus ist im Mittelmeergebiet sowie in Zentralasien beheimatet. Der Strauch gedeiht überwiegend in Küstennähe, an Flussufern und in Bachbetten. Der etwa sechs Meter hohe Strauch besitzt hellbraune, im jungen Alter flaumig behaarte Äste. Sie sind kreuzweise gegenständig angeordnet. Seine Blätter sind handförmig, sie setzen sich aus fünf oder sechs ganzrandigen Einzelblättchen zusammen. Die Pflanze bringt von weiss über rosa bis blau und violett variierende Blüten hervor, die Blütenstände sind endständig. Die fleischige Einzelfrucht ist von rötlich-schwarzer Farbe geprägt und enthält jeweils vier Samen in Form einer Steinbeere. Die Blütezeit geht von August bis Oktober. Danch reifen die Früchte mit pfefferartigen Geruch und Geschmack. Der Mönchspfeffer kann auch als Zierpflanze in Kübeln oder im Freien gezogen werden. Der Gattungsname «Vitex» stammt aus dem lateinischen «viere» (binden) und drückt aus, dass die blühenden Zweige in früheren Zeiten zu Sträussen gebunden wurden. Der Beiname «agnus-castus» ist eine griechisch-lateinische Doppelbezeichnung: So bedeutet «agnus» unschuldig wie ein Lamm und «castus» keusch. Dennoch vermischen sich im botanischen Namen auch andere Bezeichnungen. Der Name «hagnus», bedeutet «heilig» oder «jungfräulich, keusch».
Inhaltsstoffe
Vitex agnus-castus enthält folgende Inhaltsstoffe: Casticin, Aucubin, Agnusid - sie zählen zu den Iridoidglykosiden. Dann ätherisches Öl bestehend aus Bornylacetat, Cineol, Limonen, Pinen und Caryophyllen. Zudem besitzt der Mönchspfeffer Fettsäuren wie Caprin-, Palmitin- und Stearinsäure. Die Kombination der Wirkstoffe aktiviert die Progesteronbildung bei der Frau, womit über die Hormonwirkung der Eierstöcke der monatliche Zyklus reguliert werden kann. So beeinflusst der Mönchspfeffer über das stimulierende Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), welche den Mentruationszyklus steuert. Dadurch können die Beschwerden des PMS reguliert werden. Zudem fördert Mönchspfeffer die Fruchtbarkeit.
Pharmakologische Studien
In einer Studie, die an 34 Frauen die einen erhöhten Prolaktinspiegel aufwiesen, konnte durch die Einnahme eines Mönchspfefferpräparates über einen Zeitraum von vier Wochen bei 27 Frauen der Prolanktinspiegel gesenkt werden. In einer weiteren Studie bei Frauen mit Zyklusstörungen wurde folgendes beobachtet: 52 Frauen erhielten über einen Zeitraum von drei Monatszyklen täglich 20 mg Trockenxtrakt eines Mönchspfeffer-Präparates. So konnte die Wirksamkeit bei Zyklusstörungen wahrnehmbar festgestellt werden.
Heileffekte für Frauen
Der Mönchspfeffer zählt heute in der Naturheilkunde zu den meistverordneten Arzneipflanzen für Frauen. Pflanzenfoscher fanden heraus, dass Agnus castus die Ausschüttung von Prolaktin senkt. Prolaktin (Prolactin), kurz PRL genannt, ist ein wichtiges Hormon des Körpers. Es wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Ein alkoholischer Auszug oder Trockenextrakt wirkt gegen folgende Beschwerden:
- Prämenstruelles Syndrom (PMS), Wassereinlagerungen in Bauch und Beinen, Brustspannen, Kopfschmerzen, Migräne oder depressive Verstimmungszustände.
- Unfruchtbarkeit.
- Regulation bei zu langen oder zu kurzen Zyklen.
- Senkung eines erhöhten Prolaktinspieges durch dopaminartige Effekte.
- Stimulierung des Gelbkörpers.
- Förderung des Milchflusses während der Stillzeit.
- Unterstützung des Zyklus bei ausbleibender Menstruation.
- Hormonelle Regulation in der Prämenopause (Beginn der Wechseljahre).
Einen langen Monatszyklus von etwa 35 bis 90 Tagen bei Frauen bezeichnet man als Oligomenorrhoe (seltene Regelblutung). Diese tritt meist nach der ersten Regelblutung (Menarche) oder vor den Wechseljahren auf. Auch vermehrte körperliche oder psychische Belastungen können eine Zyklusstörung verursachen, wie beispielsweise bei Leistungssport oder beruflicher Stress. Ferner kann eine seltene Regelblutung auch in den jungen bis mittleren Jahren auftreten. Dies kann durchaus noch zu weiblicher Normalität zählen und ist kein seltenes Phänomen. Solange kein Kinderwunsch besteht, fühlen sich die Frauen nicht beeinträchtigt. Erst bei Nichteintreten einer Schwangerschaft wird zunächst die morgendliche Aufwachtempteratur (Basaltemperaturkurve) gemessen und täglich dokumentiert. Dies wird drei bis vier Zyklen durchgeführt. Dieser Vorgang ist die einfachste Methode, um festzustellen, ob Eisprünge stattfinden. Besteht der Verdacht auf eine Eireifungsstörung, kann ein Mönchspfefferpräparat über einige Monate eingenommen werden. Liegt die Erkenntnis eines verkürzten Zyklus vor, was häufig ab dem 35 Lebensjahr geschieht, ist Mönchspfeffer ebenfalls hilfreich. Dann finden die Eisprünge nicht mehr um den zwölften Tag, sondern bereits zwischen dem achten und zehnten Zyklustag statt. Zyklen von bis zu 26 Tagen können ab dem 40. Lebensjahr normal sein, es sei denn, die Blutung verstärkt sich. Dies sind im Allgemeinen Zeichen einer Östrogendominanz mit PMS-Beschwerden. Spätestens dann kann der Keuschlamm wieder eingesetzt werden. Eingenommen wird er dann ab dem Zeitpunkt des Eisprunges.
Mönchspfeffer in der Volksmedizin
In der Volksheilkunde wurden die Früchte des Keuschlammes gegen übertriebenen Geschlechtstrieb, bei Impotenz, zur Unterstützung des Milchflusses, bei Unterleibsschmerzen, zur Förderung des Eintritts der Menstruation und auch als Appetitzügler eingenommen. Hippokrates empfahl den Mönchspfeffer bei Milzschwellung. Dioskurides setzte die Pflanze als Mittel bei Verletzungen und Entzündungen ein. Eine Abkochung der Samens wurde als Sitzbad bei Gebärmutterkrankheiten sowie bei Dysregulationen des weiblichen Zyklus angewandt. Damals wurden nicht nur die Früchte, sondern auch die Blätter des Mönchspfeffers verwendet.
Darreichungsformen, Dosierung, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
- Tee, Teemischungen, Fertigarzneimittel in Form von wässrig-alkoholischem Extrakt, Tropfen, Tinktur, Homöopathikum. Nur in Form standardisierter wässrig-alkoholischer Extrakte in einer Tagesdosis von 30 bis 40 Milligram. Bei PMS sogar bis zu 240 mg, wobei die Dosisfindung bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Falls sich eine Verstärkung der Beschwerden einstellt, sollte die Dosierung reduziert werden. Dies kann bei hormonaktiven Pflanzen durchaus vorkommen.
- Gelegentlich können juckende Hautausschläge oder Juckreiz auftreten. Vereinzelt können sich Kopfschmerzen, Antriebsschwäche, Libidoverlust und Magen-Darm-Beschwerden einstellen. Gegenanzeigen bei Schwangerschaft, Stillzeit, Brustkrebs und Hypophysentumore. Ein wechselseitige Abschwächung der Wirkung von Dopamin-Rezeptor-Antagonisten ist denkbar.
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PMS und unerfüllter Kinderwunsch wegen einer Gelbkörperschwäche
Dr. med. Heide Fischer schreibt in ihrem Buch «Frauenheilpflanzen» über den Mönchspfeffer: Der Hauptgrund, warum manchmal der Mönchspfeffer bei prämenstruellen Beschwerden unzureichend wirkt, ist die Eigenart einer durchgehenden Einnahme. Kommt es wegen der Östrogendominanz während der zweiten Zyklus-Abfolge beim PMS zu Beschwerden, behandelt sie ihre Kundinnen mit Mönchspfeffer ab der zweiten Zyklushälfte. Nach dem Temperaturanstieg (Aufwachtemperatur jeden Tag messen und dokumentieren) bei Kinderwunsch kommt es zum Eisprung. Danach wird mit der Einnahme des Präparates am Morgen begonnen. In der Regel beginnt die Einnahmezeit zwischen dem 12. und 26. Zyklustag, vom ersten Tag der Periode an gerechnet. Bei manchen Frauen ist der Mönchspfeffer nicht geeignet, dann kann die Eireifung mit Östrogenpflanzen wie Rotklee oder Traubensilberkerze gefördert werden.
Mönchspfeffer-Rezepturen und Produkte
Ausgleichende Menstruations-Teemischung für die Tage vor den Tagen
Bei leichten prämenstruellen Beschwerden hat sich diese Teemischung bewährt. Ab dem Eisprung oder spätestens bei Beginn der Beschwerden ein bis zwei Tassen täglich zu sich nehmen!
Verschiedene Teekräuter:
Hierfür werden folgende Tees benötigt: Mönchspfefferfrüchte, Frauenmantelkraut, Johanniskraut, Schafgarbe und Melisse!
Dosierung:
40 g Mönchspfefferfrüchte (Agni casti semen), 40 g Frauenmantelkraut (Alchemillae vulgaris herba), 20 g Johanniskraut (Hyperici herba), 20 g Schafgarbe (Millefolii herba) und 20 g Melissenblätter (Melissae folium).
Zubereitung:
Zwei Teelöffel der Mischung mit 200 ml heissem Wasser überbrühen und acht bis zehn Minuten ziehen lassen. Anschliessend abseihen. Ab dem Eisprung oder spätestens bei Beginn der Beschwerden ein bis zwei Tassen täglich trinken.
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Mönchspfeffer-ratiopharm®
Das Fertigpräparat ist ein pflanzliches Arzneimittel gegen Regelbeschwerden. Es wird angewandt bei Zyklusstörungen oder Spannungsgefühl in den Brüsten, die monatlich vor Eintritt der Menses immer wieder auftreten.
Agnus castus in der Homöopathie
Agnus castus wurde von Samuel Hahnemann in homöopathischer Zubereitung zwischen 1826 und 1830 geprüft. Die Urtinktur wird aus den reifen Früchten und Blüten hergestellt. Hahnemann nannte das Mittel Keuschlammfrüchte. Die Arznei eignet sich für Frauen und Männer mit Funktionsstörungen der Sexualorgane. Diese sind bei Männern häufig verbunden mit einem Kältegefühl der Genitalien - dies betrifft vor allem die Hoden. Dennoch wird das homöopathische Arzneimittel vorherrschend bei prämenstruelle Beschwerden, Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation), bei Myomblutungen oder bei Hypermenorrhoe (starke Menstruationsblutung) eingesetzt. Dabei beginnt die Blutung zu früh, zu stark, mit nach unten drängenden Schmerzen. Die Standarddosis beläuft sich auf einmal täglich in der Potenz D6, bis eine Besserung eintritt. Falls man sich bei der homöopathischen Eigebenhandlung unsicher ist, sollte im Zweifelsfall immer ein homöopathisch orientierter Arzt oder Heilpraktiker konsultiert werden.
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Agnucaston® Bionorica
Etwa ein Drittel aller Frauen leidet Monat für Monat unter dem Prämenstruellen Syndrom. Das Fertigpräparat leistet hierbei unterstützende Hilfe durch die Wirkstoffe des Mönchspfeffers. Die Arznei harmonisiert das hormonelle Ungleichgewicht. So kann sich der monatliche Zyklus der Frauen wieder normalisieren. Aber auch bei Regeltempoanomalien sowie bei Spannungs- und Schwellungsgefühl in den Brüsten (Mastodynie) kann der Mönchspfeffer hilfreich sein.
Wichtiger Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte im «Forum-Naturheilkunde» keinen Ersatz für eine medizinische Beratung und Behandlung durch eine professionelle Fachkraft darstellen. Suchen Sie im Bedarfsfall immer einen Arzt oder Heilpraktiker auf. Auch bei der Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.
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