Königskerze: Heilpflanze Verbascum densiflorum Bertol.

Königskerze lindert Hustenreiz und Heiserkeit

Bereits in der griechischen Antike wurden die Blüten der Königskerze gegen chronischen Husten genutzt. Hildegard von Bingen nannte sie «Wullena» (Wollblume) und beschreibt die Pflanze in ihrer «Physica» nicht nur als ein probates Mittel gegen Erkältungskrankeiten: «Aber auch wer in der Stimme und in der Kehle heiser ist und wer in der Brust Schmerzen hat, der koche Königskerze und Fenchel in gleichem Gewicht in gutem Wein, und er seihe das durch ein Tuch und trinke es oft, und er wird die Stimme wieder erlangen, und er heilt die Brust.» Heute findet die Königskerze wissenschaftliche Anerkennung bei Katarrhen der oberen Atemwege.

Namen aus dem Volksmund

Wollkraut, Wollblume, Windblume, Fackelkraut, Himmelsbrand, Johannikerze, Marienkerze, Wetterkerze, Steinkerze, Schafschwanz, Unholdenpflanze, Lampenkraut, Löwenfackel, Neunmannskraft, Frauenkunkel, Bullen-Lungenkraut.

Botanik, Sammelzeit, Inhaltsstoffe und Wirkungen

Das zweijährige Kraut gehört zur Familie der Braunwurzgewäsche (Scrophulariacea) und stammt aus Mittel-, Ost-, und Südeuropa sowie aus Kleinasien und Nordafrika. Es wächst an sonnigen Hängen und Ödland und hat auch in Klostergärten und Bauerngärten seinen Platz gefunden. Die Königskerze bevorzugt basische, steinige Böden. Im ersten Jahr entwickelt die Pflanze eine grundständige Blattrosette mit bis zu 50 cm grossen, weissfilzig behaarten Blättern und im zweiten Jahr bildet sie dann einen bis zu 2 m hohen Stängel mit einer auffallenden Ähre. An der Spitze befinden sich die gelben Blüten, die an den Duft von gelben Rosen erinnern. Die Blütezeit geht von Juli bis Ende August. Etwa um neun Uhr morgens beginnt ihr Blütenfest. So öffnen sich jeden Tag einige Kronblüten, die gleich darauf nach der Bestäubung abfallen. Verbascum blüht über einen Zeitraum von etwa vier bis acht Wochen. Der Samen der Königskerze kann im Herbst im Garten ausgesäht werden, wobei im darauffolgenden Jahr die Blattrosetten erscheinen. Im zweiten Jahr entwickeln sich die imposanten Blütenkerzen. Da die Pflanzen Lichtkeimer sind, lieben sie einen Sonnenplatz und mögen keine Staunässe. Zwischen Juli und August werden die Blüten an sonnigen Tagen in den Vormittagsstunden geerntet. Dabei zupft man sie vorsichtig aus dem Kelch heraus und trocknet sie anschliessend rasch im Schatten auf einem Leinentuch. Die Blüten müssen trocken gelagert werden, weil sie ansonsten Feuchtigkeit anziehen und über kurze Zeit braun anlaufen. Zur Herstellung einer Tinktur verarbeitet man die Blüten im frischen Zustand. Für den arzneilichen Gebrauch werden die Pflanzen in Kulturen hauptsächlich in Ägypten, Bulgarien und Tschechien angebaut. Die wirksamen Bestandteile sind vor allem die reizmildernden Schleimstoffe. Sie lindern Hustenreiz und Heiserkeit und ergänzen sich ausgezeichnet mit den auswurffördernden und sekretlösenden Eigenschaften der Saponine. Die Saponine lösen den festsitzenden Erkältungsschleim in den Bronchien - dadurch wird das Abhusten erleichtert. Des weiteren sind Iridoide (Aukbubin), Flavonoide (Apigenin, Luteolin) und wenig ätherische Öle in der Pflanze enthalten.

Volksheilkunde sowie heutige Anwendungsgebiete

In der Volksheilkunde wird die Pflanze neben Husten und Heiserkeit auch zur äusserlichen Anwendung bei juckenden Hautkrankheiten als Badedroge, bei Afterjucken und Hämorrhoiden eingesetzt. Hippokrates verordnete die Anwendung der Königskerze in Form von schleimigen Gemischen zur Wundbehandlung. Heute findet die Königskerze wissenschaftliche Anerkennung bei Katarrhen der oberen Atemwege sowie bei Heiserkeit.

Darreichungsformen, Nebenwirkungen und Tagesdosis

  • Tee, Teemischungen, Tinktur, Fertigpräparate, Homöopathika.
  • Nebenwirkungen und Gegenanzeigen - sind keine bekannt! Bei empfindlichen Personen ist eine Kontaktdermatitis (Allergisches Kontaktekzem) möglich.
  • Geeignet für Kinder - Tagesdosis: Wegen der milden Wirkung ist die Königskerze auch in der Kinderheilkunde gut einsetzbar. Die Tagesdosis der getrockneten Droge beim Erwachsenen beträgt vier bis fünf Gramm. Bei  0 bis 1 Jahre (0,5 - 1g), 1 bis 4 Jahre (1 - 2 g), 4 bis 10 Jahre ( 2 - 3 g), 10 bis 16 Jahre (3 - 4 g).

Altes Wissen und Volksglauben

Bereits seit Urzeiten galt die Königskerze als eine Zauberpflanze. Um sich vor Krankheiten zu schützen, wurde die Wurzel in Form eines Amuletts am Körper getragen. Von Frauen benutzt wirkte das Amulett angeblich empfängnisverhütend und bei Männern sollte die Wurzel einen Schlaganfall («Schlagfluß») verhindern. Hierfür musste sie an einem ganz bestimmten Tag gestochen werden. Im Jahr 1685 schreibt Johann Schroeder in seinem «Arzeney-Schatz» folgende Anweisung: «Man sammelt sie an einem Freytag vor Aufgehen der Sonnen / zwischen dem 15. August und 8. September bey abnehmenden Mond / dann tröcknet man die gereinigte Wurzel an einem schattichten Ort. Wann man ein Stückchen derer in Gold wickelt und an den Hals henget / so hat sie wunderbahre Krafft wider alle Flüß des Leibes.» Auch in der christlichen Kirche spielte die Königskerze eine grosse Rolle. Sie war eine der Hauptpflanzen des an Maria Himmelfahrt geweihten Kräuterbuschens. Umgeben von anderen Pflanzen wurde sie meistens in die Mitte des Büschels gesetzt. Die Ursprünge dieses Rituals reichen weit zurück und sind im Laufe der Zeit verlorgengegangen. Heute wird dieser Brauch jedoch noch in ländlichen Gegenden Süddeutschlands weiterhin praktiziert.


Königskerzen-Rezepturen


Königskerzentee

Königskerzentee schützt die Atemwege vor dem Austrocknen. Die in der Pflanze enthaltenen Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzmantel über die Schleimhäute der Atemwege und schirmen gegen die eindringenden Keime ab. Der Tee besitzt auswurffördernde Eigenschaften.

Teezubereitung:
1 TL (0,5 g) der Blüten mit 150 ml heissem Wasser übergießen und 15 Minuten bedeckt ziehen lassen und abseihen. Die frischen oder getrockneten Königskerzenblüten müssen gut gefiltert werden (Papierfilter), damit die feinen Härchen die Rachenschleimhaut nicht verletzen. Täglich jeweils drei Tassen in kleinen Schlucken trinken.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen:
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind derzeit keine bekannt. Bei empfindlichen Personen ist eine Kontaktdermatitis (Allergisches Kontaktekzem) möglich.

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Hustentee-Mischung

Je 20 g Königskerzenblüten, Schlüsselblumenblüten, Spitzwegerichblätter und Malvenblätter.

Zubereitung:
Einen gehäuften Teelöffel dieser Mischung mit 250 ml heissem Wasser übergießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen bzw. gut filtern. Täglich jeweils drei Tassen in kleinen Schlucken trinken.

Bei bestimmungsgemäßen Gebrauch sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.

Wichtiger Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte im «Forum-Naturheilkunde» keinen Ersatz für eine medizinische Beratung und Behandlung durch eine professionelle Fachkraft darstellen. Suchen Sie im Bedarfsfall immer einen Arzt oder Heilpraktiker auf. Auch bei der Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.

Weiterführende Literatur!

Von unseren wichtigsten heimischen Heilkräutern erfahren wir alles über Vorkommen, Erkennungszeichen zum Sammeln, Anbau, Zubereitung für Tees, Tinkturen etc. und Heilanwendungen (auch für Tiere). Während die meisten Kräuterbücher rein deskriptiv vorgehen, wird der Leser hier angeregt, durch eigene Erfahrungen ein lebendiges Verhältnis zu den Heilpflanzen herzustellen. In harmonischem Zusammenspiel wollen uns Wort und Bild inspirieren, eine tiefere Beziehung zu unseren Naturheilern zu gewinnen - über ihre inhärenten Qualitäten zu träumen und zu meditieren. Susanne Fischer-Rizzi: geboren 1952 in Stuttgart, studierte Philosophie, Ausbildung zur Heilpraktikerin. Lehrzeit bei verschiedenen Kräuterheilkundigen. Studierte in Indien ayurvedische und tibetische Kräuterheilkunde und lernte bei indianischen Heilerinnen und Heilern. Naturheilpraxis in Deutschland. Zur Zeit hauptsächlich Lehrtätigkeit in der von ihr gegründeten Arven-Schule für Heilpflanzenkunde, Aromatherapie und Wildniswissen. Bisher sind von ihr elf Bücher zu den Themenbereichen Naturheilkunde und Aromatherapie erschienen, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Susanne Fischer-Rizzi lebt in einem Bauernhaus in den Allgäuer Bergen, wo es von ihrer Küche zum Kräutergarten nur ein paar Schritte sind.

Medizin der Erde
Heilanwendung, Rezepte und Mythen unserer Heilpflanzen
von Susanne Fischer-Rizzi

AT-Verlag
Gebundene Ausgabe: 216 Seiten