Frauenmantel: Heilpflanze Alchemilla xanthochlora Rothm. / Alchemilla vulgaris
Frauenmantel für Frauen jeden Alters
Am frühen Morgen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit bilden sich im Zentrum und auf den Blatträndern des Frauenmantels kleine Tröpfchen, die wie Edelsteine in der Sonne schimmern. Die Alchemisten bezeichneten diesen «Immertau», auch als himmlisches Wasser, den sie für ihre Experimente verwendeten. Heute weiß man, dass die Tropfen (Gutationsperlen) aus reinem Pflanzensaft bestehen. Die flüssige Abgabe von Wasser ist eine Art natürliches Destillat von mineralischen Nährstoffen, das von den Wurzeln der Pflanze aus der Erde aufgesogen und durch das Pflanzengewebe gefiltert wird. Danach erscheinen frühmorgens aus den Spitzen der Blattzähne die sogenannten Gutationsperlen. Die Pflanze steht in der Volksheilkunde für viele Frauenkrankheiten hoch im Kurs. Wissenschaftliche Anerkennung findet sie jedoch nur bei Durchfallerkrankungen.
Namen aus dem Volksmund
Träneschön, Rägedächele, Röckli, Muttergotteskraut, Marienmänteli, Krusemäntelchen, Liebfrauenmantel, Sinau, Milchkraut, Ohmkraut, Gewittergras, Hütchen, Weiberkittel, Wundwurz, Helft, Taubecher, Bettlermantel, Taumänteli, Dächlichrut und Frauenheil.
Botanik und Inhaltsstoffe
Frauenmantel zählt wie Heckenrose, Odermenning, Mädesüß, Schlehe oder Weißdorn zur großen Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die je nach Standort 10 bis 40 Zentimeter hoch werdende Pflanze ist in Nordamerika, Asien und Europa weit verbreitet. Die Pflanze gedeiht auf feuchten Wiesen und alpinen Weiden. Das Besondere an den grüngelben Blüten ist, dass sie nicht bestäubt werden. Daher muss sich der Frauenmantel eingeschlechtlich fortpflanzen, das bedeutet, die Bildung der Samen erfolgt ohne Befruchtung. So entstehen aus der Mutterpflanze identische Töchter. Der ausdauernde kriechende Wurzelstock trägt die aufrechten mattgrünen Sprossen. Die grundständigen, fast runden Blätter sind teilweise am Rand sowie auf der Unterseite flaumig behaart. Die jungen mantelförmigen 7- bis 11-lappigen Blätter sind gezähnt. Die grün-gelben, kleinen dreispitzigen Blüten erscheinen zwischen Mai und August. Gesammelt werden die grünen Blätter und Blüten bei sonnigen Wetter, nachdem der Morgentau verdunstet ist. Sie werden an einem schattigen, luftigen Ort ausgelegt und getrocknet. Die Pflanze weist einen hohen Gerbstoffgehalt auf, sie hat daher auf die Schleimhäute einen zusammenziehenden Effekt. Zudem enthält der Frauenmantel Bitterstoffe, Saponine, Phytosterine, Flavonoide, Karotinoide, Linolsäure, Lecithin sowie Spuren von Salicyl- und Stearinsäure. Mineralien wie Eisen, Kalium, Kalzium, Kieselsäure und Magnesium konnten ebenfalls nachgewiesen werden.
Frauenmantel in der Volksmedizin
Frauenmanteltee wird in der Volksheilkunde zur Beruhigung der Nerven, bei leichten Magen-Darm-Katarrhen, schmerzhafter Menstruation, Entzündungen des Unterleibes, Wechseljahresbeschwerden, Soorbefall und Weissfluss eingesetzt. Auch als Stärkungsmittel nach der Entbindung, zur Förderung der Milchbildung sowie während der Schwangerschaft wird er empfohlen. Zur äußeren Anwendung nutzt man ihn bei der Wundbehandlung, bei Brustentzündung und nässenden Ekzemen, als hautstraffende Gesichtspflege, bei Hautunreinheiten junger Frauen und Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum.
Heutige Anwendungsgebiete, Darreichungsformen, Nebenwirkungen und Dosierung
- Wissenschaftlich anerkannt ist Frauenmantel nur bei leichten Durchfallerkrankungen.
- Tee, Teemischungen, Tinktur, Urtinktur.
- Die Tagesdosis beim Tee in Form von getrockneten Blüten und Blättern liegt bei 5 bis 10 Gramm.
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Neues aus der Forschung
Die Frauenmantelgerbstoffe wirken nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gegen Viren wie beispielsweise Herpes simplex, den Erreger des Lippenherpes. Zudem sind die Inhaltsstoffe des Frauenmantels in der Lage das Wachstum des Bakteriums «Stapylococcus aureus» zu reduzieren. Dieser zählt zu den gefürchteten Krankenhauskeimen, weil er inzwischen gegen viele Antibiotika resistent geworden ist. So verursacht er bei einem bereits geschwächten Körper massive Infektionen. Auch bei Menschen die sich einer Operation unterziehen müssen, stellt er heute eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Darüber hinaus soll der Gerbstoff «Agrimoniin» dazu beitragen, die Entwicklung von Brustkrebs zu hemmen.
Frauenmantel-Rezepturen und Präparate
Frauenmantel-Tee
Zu medizinischen Zwecken wird Frauenmanteltee (Alchemillae herba) aus den Arten Alchemilla vulgaris und Alchemilla xanthochlora verwendet. Der «wollige Frauenmantel» hingegen, der oft in Gärten zwischen den Rosensträuchern gepflanzt wird, findet in der Heilpflanzenkunde keine Verwendung. Ein zubereiteter Tee reguliert bei der Frau das hormonelle Gleichgewicht sowie den Monatszyklus. Er besitzt krampflösende und beruhigende Eigenschaften, was sich vor allem bei den monatlichen Regelbeschwerden positiv bemerkbar macht. Auch zur Geburtsbegleitung kann er sechs Wochen vor der Geburt sowie drei Wochen danach (täglich ein bis drei Tassen Tee) getrunken werden. Der Tee strafft und stärkt die Beckenorgane, er wirkt entzündungshemmend und dichtet kleinste Gefäße ab. Zudem fördert Frauenmantel die Milchbildung. Wissenschaftliche Anerkennung findet Frauenmanteltee bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen.
Zubereitung:
Einen gehäuften Teelöffel (etwa 1,5 g) der getrockneten Droge mit 150 Milliliter heißem Wasser übergießen, nach 5 bis 7 Minuten abseihen. Täglich 1-3 mal eine Tasse frisch zubereiteten Tee trinken. Die maximale Tagesdosis beträgt zwischen 5-10 g der Droge. Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind derzeit keine bekannt. Hinweis: Eine bestehende Verstopfung kann durch den Tee verstärkt werden.
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Teemischung zur Förderung der Milchbildung
Muttermilch gibt dem Säugling alle Nährstoffe, die er für seine Entwicklung braucht. Eine Teemischung aus Frauenmantel, Brennessel, Eisenkraut, Anis- und Fenchelsamen hat sich seit Jahren zur Unterstützung der Milchbildung bewährt. Es gibt aber auch fertige Teemischungen wie beispielsweise von «Sidroga Bio Stilltee» oder «Stilltee von Weleda».
Zubereitung:
Für diesen Tee werden je zwanzig Gramm Frauenmantel, Eisenkraut, Brennessel, Fenchel- und Anissamen benötigt. Von dieser Mischung einen Teelöffel mit heissem Wasser übergiessen und fünf Minuten zugedeckt ziehen lassen. Dreimal täglich eine Tasse Tee über einen Zeitraum von acht Wochen lang trinken.
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Wichtiger Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte im «Forum-Naturheilkunde» keinen Ersatz für eine medizinische Beratung und Behandlung durch eine professionelle Fachkraft darstellen. Suchen Sie im Bedarfsfall immer einen Arzt oder Heilpraktiker auf. Auch bei der Anwendung von Arzneimitteln sollten Sie in jedem Fall die Packungsbeilage des Herstellers genau durchlesen und beachten.
Weiterführende Literatur!
Übersichtliches Nachschlagewerk der wichtigsten Frauenheilpflanzen und deren Anwendungsmöglichkeiten, mit vielen Fotos, Selbsttherapie aus der Natur für gesundheitsbewusste Frauen. Heide Fischer beschreibt die wichtigsten Heilpflanzen der Frauen: ihre Botanik, ihre mythologische Bedeutung, die Verwendung in der Volksmedizin und modernen Pflanzenheilkunde und vor allem ihre spezielle Heilkraft bei Frauenbeschwerden. So enthält z. B. Hopfen Östrogen, Beifuß stärkt die Beckenkraft, Gänseblümchen richten Verzagte auf. Die Anwendung der Pflanzen als Tee, Tinktur, Salbe, Auflage, Räucherung, Dampfbad oder Wickel wird genau erklärt. Ein Glossar ermöglicht das schnelle Finden von Beschwerden und Heilpflanzen. Selbsttherapie mit heilenden Pflanzen für gesundheitsbewusste Frauen. • Die 35 wichtigsten Frauenpflanzen. • Hilfe bei Menstruationsbeschwerden, Schwangerschaftsübelkeit, schwachem Bindegewebe und vielen anderen Frauenleiden. • Anwendung als Tee, Salbe, Räucherung, Dampfbad oder Wickel. Erklärung der Botanik, der mythologischen Bedeutung und der speziellen Heilkraft der einzelnen Pflanzen.
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von Heide Fischer
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Verlag: Nymphenburger