Geschichte
"Ein chaotischer Tag"
Rüdiger (8 Jahre alt), liegt mit knurrenden Magen im Bett und denkt nach. Heute ist doch irgendwas besonderes in der Schule los, was war denn das nur? Seine Augen öffnen sich und er sieht das Polizeiauto mit dem ramponierten Blaulicht auf seinem Schreibtisch stehen. Oje, das Auto sollte ich auch mal reparieren, das liegt jetzt auch schon so lange rum. Rüdiger holt sich sein Werkzeug unter seinem Bett hervor und beginnt, das Polizeiauto zu reparieren.
Inzwischen ruft ihn seine Mutter, "Rüdiger, es ist Zeit aufzustehen!" Rüdiger, "bin schon unterwegs".Das Auto, ja das Auto, das repariere ich noch schnell. Mit Superkleber wird das schon halten.
Bei dieser Prozedur kam nun der Kleber auch in die Haare, das mache ich gleich weg, erst das Auto. Nachdem die Mutter inzwischen schon zweimal gerufen hat er solle aufstehen, trabt Rüdiger nach mühsamer Reparaturarbeit ins Bad. Das Waschen das kann ich ganz gut, das kann ich schnell. Rüdiger denkt erneut nach. Da ist doch irgendetwas gewesen, was war denn das? Nun ja, auf alle Fälle nehme ich heute mal das Haargeel vom Vati, das geht schneller und ich komme noch rechtzeitig zum Frühstück.
Trotzdem kommt Rüdiger viel zu spät zum Frühstück. Da er nicht pünktlich war, hat ihm sein kleinerer Bruder den letzten Schinken, der noch da war weggegessen. Das ist vielleicht eine Ungerechtigkeit, ich repariere mühevoll mein Auto und der frißt mir den letzten Schinken weg. Er weiß doch genau, dass ich keine Marmelade mag, sondern nur Schinken. Und ein pures Butterbrot, nein das ist nicht zumutbar. Wutentbrannt über das kärgliche Mahl trinkt Rüdiger seinen Tee aus, nimmt seine Schultasche und geht. Seine Mutter ruft ihn noch zurück, "du hast ja Deinen Pullover verkehrt an", doch Rüdiger war schon auf dem Weg zum Bus. Hier bin ich schnell, ich bin hier immer der schnellste, niemand soll meinen Fensterplatz im Bus weggnehmen können, schließlich ist das mein Platz, die Kleineren sollen sich gefälligst selbst was suchen.
Endlich sitzt Rüdiger im Bus. Der Magen knurrt erbärmlich, er macht seine Schultasche auf, auch das noch, jetzt habe ich kein Pausenbrot dabei. Daran ist nur mein kleiner Bruder schuld, der frißt mir alles weg und ich muß dann mit leeren Magen in die Schule. Das fängt ja heute wieder mal gut an. Nach einer Fahrtzeit von 20 Minuten steigt Rüdiger aus dem Bus. Von der Bushaltestelle bis zur Schule sind es noch ca. 300 m und Rüdiger geht in Richtung Schule. An dem heutigen Sommertag scheint die Sonne und es sind große weiße Wolken am Himmel zu sehen. Rüdiger sieht eine besonders schöne große weiße Wolke.
Oh, da ist ja das Raumschiff Enterprise mit Captain Kirk und Mister Spock mit seinen langen Ohren und ich ich bin ja da auch dabei. Wir sind auf einen fremden Planeten mit großen Wassergräben und in der Mitte sind Berge mit Höhlen. In den Höhlen sind fremde Lebensformen, die sehen aber putzig aus. Die will ich kennenlernen. Rüdiger gelangt mit seinem Team Kirk und Spock zu den Höhlenbewohnern. Bei der ersten Kontaktaufnahme mit den Bewohnern des fremden Planeten, fällt Rüdiger in ein Loch und steckt fest. Rüdiger fängt an zu schreien: "Hilfe, Hilfe, ich will hier raus. Ich stecke fest, ich komm hier nicht mehr raus". Rüdiger schreit wie am Spieß. Zwei Passanten beobachten dieses Schauspiel, wie Rüdiger in den Himmel sieht, dabei vom Weg abkommt und schließlich in in den Straßengraben stürzt. Ein großes Gelächter breitet sich aus, Rüdiger liegt im Straßengraben und wälzt sich in der Erde. Durch das laute Gelächter macht Rüdiger endlich die Augen auf, und sieht sich im Straßengraben liegen. Rüdiger steht auf, klopft sich den Staub von den Klamotten und geht ohne ein Wort zu sagen seines Weges. Er ist fassungslos und ärgert sich.
Rüdiger betritt das Klassenzimmer und schon wieder dröhnt ein riesen Gelächter durch den Saal. Das Haargeel vom Vater klebt an dem Pullover, ein größeres Haarbüschel ist mit Superkleber bearbeitet worden, der Pullover ist links angezogen und zu allem Schreck hat er heute auch noch die ölbefleckte Jeans mit dem Loch, das er sich gestern beim Radfahren zugezogen hat, angezogen. Die Lehrerin, die schon sehnsüchtig auf ihn gewartet hat, sagt: "Wie siehst Du denn heute aus, du weißt doch, das wir heute ein Klassenfoto machen wollen." - Das war's also, das war das besondere an dem heutigen Tag. Ich hatte mich auf heute gefreut und habs wiedermal vergessen. Schließlich ist ja ein Klassenfoto eine Erinnerung für's ganze Leben, hat die Frau Lehrerin gesagt. Und ich hab's wieder mal vermasselt, dabei will ich doch alles richtig machen. Der Fotograf war auch schon da und alle warteten auf Rüdiger. Die Lehrerin, Frau Hühnerbrüh, meinte, er solle sich auf seinen Platz begeben und nicht rumtrödeln sonst gehe die ganze Rechenstunde drauf. Rechnen, auch das noch!. Rüdiger geht zu seinem Platz verfolgt von den Augen der grinsenden Klassenkameraden. Der Fotograf bittet um Ruhe, alle sitzen nun endlich in Reih und Glied. "Bitte lächeln," meint der Fotograf, "und bitte still sitzen bleiben."
"Rüdiger," sagt die Hühnerbrüh, "zappel nicht so rum!" Rüdiger versucht sich krampfhaft ruhig zu halten, Schweißperlen stehen ihm schon auf der Stirn und der Magen knurrt. Nach dem siebten Schnappschuß hat der Fotograf das Klassenfoto nun endlich im Kasten. Rüdiger ist schweißgebadet vor Anstrengung. Der Fotograf verabschiedet sich und Frau Hühnerbrüh fordert die Schüler auf, ihre Rechensachen hervorzuholen. "Eine Hausfrau geht zum Markt, und hat 10,22 ? in der Tasche; sie kauft ein Brot zu 3,50 ? und am benachbarten Stand kauft sie ein Glas Honig zu 4,45 ?. Wieviel Geld hat die Hausfrau noch in ihrer Börse?" Rüdiger kramt in seiner Schultasche und sucht das Rechenheft, dabei klappert er mit seinem Stuhl so laut herum, dass ihn Frau Hühnerbrüh ständig ermahnt. "Rüdiger, paß endlich auf! Wie oft soll ich dir das noch sagen, kippel nicht mit dem Stuhl rum!"Dieses ständige Genörgel geht mir auf die Nerven, keiner versteht mich, dabei will ich doch alles richtig machen. Nach der Schule setze ich mich erstmal vor den Fernseher, da gehts mir so richtig gut. Ich stelle mir dann vor ein großer Held zu sein und alle mögen mich.